Premierenfilm

Hedi

TU/BE/FR 2016, 88 min, DCP, O/d-f
Regie: Mohamed Ben Attia
Darst.: Majd Mastoura, Rym Ben Messaoud, Sabah Bouzouita, Omnia Ben Ghali, Hakim Boumsaoudi u.a.

Der Tunesier Hedi ist 25 Jahre alt, doch immer noch steht er unter der Fuchtel seiner dominanten Mutter, die für den Autoverkäufer dessen Leben regelt. Er lässt sich von ihr herumschubsen, bevormunden und zu einer arrangierten Hochzeit mit der braven Khedija drängen, denn Mutter meint es ja nur gut mit ihrem jüngsten Sohn. Doch dann wird Hedi kurz vor der geplanten Hochzeit von seinem Chef auf Akquisetour in den Touristenort Mahdia am Meer geschickt. Hier lernt er Rim kennen, eine Frau, wie er sie bislang nicht getroffen hat: fünf Jahre älter als er, nicht gebunden, als Animateurin ständig in der Weltgeschichte unterwegs. Plötzlich ahnt der ambitionslose junge Mann, dass es vielleicht doch noch möglich sein könnte, etwas aus seinem Leben zu machen. Möglicherweise könnte er ja der drohend näher rückenden Hochzeit entkommen, könnte mit den Comics, die er zeichnet, seinen Lebensunterhalt verdienen, sich von den strengen Vorstellungen seiner Mutter befreien und Rim nach Montpellier folgen. Der 1976 geborene tunesische Regisseur zeigt in seinem von den Dardenne-Brüdern produzierten Erstling so präzise wie unspektakulär die Stimmung in einem Land, das ein halbes Jahrzehnt nach dem Arabischen Frühling immer noch zwischen revolutionärem Aufbruch und erloschenen Hoffnungen pendelt. Bei der diesjährigen Berlinale war «Hedi» seit zwanzig Jahren der erste Film aus einem arabischen Land im Hauptwettbewerb und gewann verdientermassen den Preis als Bestes Debüt. Zudem erhielt Hauptdarsteller Majd Mastoura für seine Rolle des zwischen Resignation und Aufbegehren hin und her gerissenen Hedi einen Silbernen Bären als Bester Schauspieler. «Man will kaum glauben, dass das ein Debütfilm ist, so sicher ist der Regisseur in der Führung der Schauspieler, in der Zeichnung der Figuren in der Geschichte. Und das grosse Plus ist: Es wird zwischen den Bildern und zwischen den Dialogen erzählt, und die Geschichte einer tragischen Liebe wird tatsächlich zu einem weiten Bild der tunesischen Gesellschaft, die versucht, einen Aufbruch zu wagen.» Peter Claus, Deutschlandradio

 

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