Premierenfilm

Innocence of Memories

UK 2015, 97 min, DCP, O/d-f
Regie: Grant Gee
Mitw.: Pandora Colin, Mehmet Ergen, Ara Güler, Süleyman Fidaye, Dursun Saka, Türkan Soray u.a.

«Nach vielen Jahren der Abwesenheit in die eigene Stadt zurückkommen, das ist, wie neue Erinnerungen erleben – ich aber habe nach meinen alten Erinnerungen gesucht.» Der von einer einschmeichelnden Off-Stimme vorgetragene Satz ganz zu Beginn vermittelt zumindest im Ansatz, worum sich der vielschichtige Essayfilm des Iren Grant Gee dreht. Ausgangspunkt ist Orhan Pamuks Roman «Das Museum der Unschuld» und das gleichnamige Museum, das 2012 in Istanbul eröffnet wurde. Sowohl Museum als auch Buch lassen das Istanbul der Siebzigerjahre aufleben. Der Roman handelt vom Fabrikantensohn Kemal, der sich in die Verkäuferin Füsun verliebt. Was als Affäre begann, wird bald zur Obsession, doch das hindert Kemal nicht daran, die Beziehung zu seiner Verlobten fortzuführen. Um seiner Geliebten nahe zu sein, sammelt er alles, was sie berührt – von der Zigarettenkippe bis zur Haarspange. Im Museum sind die scheinbar profanen Alltagsgegenstände in 83 Vitrinen – den Kapiteln des Buches entsprechend – ausgestellt und zeugen von Kemals unerfüllter Sehnsucht nach seiner Geliebten Füsun. Der Film erzählt die Liebesgeschichte aus der Perspektive von Ayla, einer Freundin Füsuns aus Kindertagen, die nach langer Zeit in die Bosporus-Metropole zurückkehrt und hier das Museum entdeckt – woraufhin uns der Film auf einen nächtlichen Streifzug durch die Stadt mitnimmt. «Wahrscheinlich kann kein Film die Existenz dieses Romans/Museums umfassend vermitteln. Doch dieser Film kreist betörend um dieses duale Konzeptkunstwerk, das ja im wesentlichen von Agonie und gescheiterter Liebe erzählt und davon, wie diese durch eine Fetischisierung der Stadt und der verborgenen Verbindungen zu ihr ersetzt wird. Das gelingt Gee und seiner Kamera an vielen Stellen, etwa dort, wo er durch die Strassen von Istanbul gleitet und kommentarlos vor einem Laden verharrt, der ‹Verrücktes Geheimnis› heisst. Dabei wirken diese Erinnerungen wie an die Wand gepinnte Schmetterlinge: In ihrem toten Zustand vampirhaft lebendig geworden, scheinen sie sich in einem Raum jenseits von Schuld und Unschuld, Glück und Verderben, zu bewegen.» Peter Bradshaw, The Guardian

 

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