Premierenfilm

Alfonsina

CH/ARG 2013, 75 min, O/d-f
Regie: Christoph Kühn
Mitw.: Bendita Berlín, Tania Diz, María Marta Guitart, Guillermo Storni, Meri Storni u.a.

Die argentinische Lyrikerin Alfonsina Storni (1892–1938) ist in ihrem Heimatland ein Mythos, bei uns hingegen weitgehend unbekannt. Als Tochter von Tessiner Emigranten kam Alfonsina Storni während eines längeren Aufenthalts ihrer Eltern bei Verwandten 1892 in Lugano zur Welt. 1896 kehrte die Familie nach Argentinien zurück, wo der einst wohlhabende Vater dem Alkohol verfiel. Als junge Frau sang Alfonsina Storni gerne und spielte oft Theater. Unter schwierigen Umständen, verursacht durch eine unglückliche Liebschaft, absolvierte sie ein Studium zur Lehrerin. Über weitere Umwege wurde sie zur anerkannten Dichterin und Schriftstellerin; sie gilt heute als eine der Wegbereiterinnen moderner lateinamerikanischer Frauenliteratur. Dies wegen ihrer ausdrücklich feministischen Thematik, ihrem originellen, zeitweilig sarkastischen Stil, der sich gegen hergebrachte Stereotypen des Weiblichen wandte und so in der damaligen Gesellschaft zum Skandal wurde. Dabei wurde ihr Leben zunehmend von Depressionen überschattet, schliesslich erkrankte sie an Brustkrebs. «Voy a dormir» (Ich gehe schlafen) nannte sie das Gedicht, das sie für die Zeitung «La Nación» am 22. Oktober 1938 zur Post trug. Als es Tage später erschien, war sie schon nicht mehr am Leben, sie hatte sich ins stürmische Meer gestürzt. Nach seinen berückend schönen dokumentarischen Essays über Nicolas Bouvier (2005) und Friedrich Glauser (2011) hat der aus Zug stammende Regisseur Christoph Kühn sich erneut einer grossen Figur der Literatur gewidmet und dabei einen Film geschaffen, der als vielschichtiges Künstlerinnenporträt ein geglückter Versuch ist, das Leben einer Frau, die ihrer Zeit weit voraus war, in ihrem ganzen Reichtum zu erfassen. «Ein von betörender Bildlichkeit geprägtes und an Archivmaterialien reiches Porträt einer unerschrockenen Dichterin und Feministin.» Irene Genhart, Der Landbote

 

Premiere am 3. Juni in Anwesenheit des Regisseurs Christoph Kühn. 

 

Am Freitag, 20. Juni, 19 Uhr, spricht die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Hildegard Elisabeth Keller über Alfonsina Stornis Leben und stellt ihr Werk vor, das sie erstmals auf deutsch übersetzte und im Oktober 2013 unter dem Titel «Meine Seele hat kein Geschlecht» veröffentlichte. Die Veranstaltung, eine Kooperation des Kinok mit dem Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz, der Wyborada und dem Centro Socio Culturale San Gallo, findet im Raum für Literatur, Hauptpost St.Gallen, statt.

 

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