Rara

CL/AR 2015, 88 min, DCP, Sp/d-f
Regie: Pepa San Martín
Darst.: Sigrid Alegría, Coca Guazzini, Mariana Loyola, Julia Lübbert, Daniel Munoz, Augustina Muñoz, Emilia Ossandon u.a.

Die Anwältin Paula hat sich von ihrem Mann Victor getrennt und lebt jetzt mit ihrer Lebenspartnerin Lia zusammen. Paula hat zwei Töchter, die kleine Catalina und Sara, die an der Schwelle zur Pubertät steht. Das Zusammenleben im Vier-Frauen-Haushalt ist weitgehend harmonisch, und auch das Verhältnis der beiden Mädchen zu ihrem Vater Victor, der inzwischen mit seiner neuen Partnerin Nicole zusammenlebt, scheint ohne grössere Probleme zu sein: Es ist ein Leben zweier klassischer Patchwork-Familien, wie es sie überall in der westlichen Welt gibt. Doch alles ändert sich, als Sara nach einem heftigen Streit mit ihrer Mutter dem Vater ihr Herz ausschüttet und dieser nun plötzlich der Meinung ist, seine beiden Töchter könnten durch das Leben in einem lesbischen Haushalt möglicherweise seelischen Schaden erleiden. Das Drehbuch zum Spielfilmerstling der 1974 geborenen Chilenin Pepa San Martín beruht auf einer tatsächlichen Begebenheit. Der Fall Atala Riffo warf 2013 in Chile hohe Wellen und zog sich über viele Jahre über sämtliche Gerichtsinstanzen hin. Ganz aus der Perspektive der pubertierenden Sara erzählt, ist «Rara» (auf deutsch: seltsam) nach «Aquí no ha pasado nada» von Alejandro Fernández Almendras, den wir im Juli zeigten, erneut ein Film aus Chile, der auf einem wahren Fall beruht und sich kritisch mit dem Zustand von Verwaltung und Justiz in diesem Land auseinandersetzt: Er ist ein eindrückliches Beispiel für die derzeitige Stärke junger chilenischer Filmschaffender, sich in künstlerisch überzeugender Weise politischer und sozialer Themen anzunehmen. «Ein menschlich äusserst reicher Film, der trotz seiner tragischen Geschichte leichtfüssig, voller scharf beobachteter Details und doch leidenschaftlich ist. Übertroffen werden diese Qualitäten noch von der stupenden Performance der jungen Julia Lübbert. Mit unglaublicher Reife verkörpert sie die Hauptfigur Sara und gibt dabei schauspielerisch alles.» Jonathan Holland, The Hollywood Reporter