The Siren

FR/DE/LU/BE 2023, 100 Min., Farsi/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Sepideh Farsi
Animationsfilm

Der 14-jährige Omid spielt gerade mit seinen Freunden auf einer Industriebrache Fussball, als er Zeuge wird, wie irakische Bomber die Raffinerien der südiranischen Ölmetropole Abadan bombardieren. Es ist der Beginn des Ersten Golfkriegs, der acht Jahre dauern und auf iranischer Seite eine Million Tote fordern wird. Der Angriff der irakischen Armee stürzt die Stadt ins Chaos. Omids älterer Bruder meldet sich zum Wehrdienst, die Mutter entscheidet sich mit den jüngeren Geschwistern zur Flucht, während der Grossvater seinen Garten nicht zurücklassen will. Omid bleibt mit ihm in der belagerten Stadt, übernimmt den Mahlzeitendienst eines verwundeten Freundes und lernt dabei eine Reihe aussergewöhnlicher Menschen kennen. Als er erfährt, dass die iranischen Streitkräfte Abadan nicht halten können, sucht er nach einem Ausweg, um sich und seine Freunde zu retten … Mit präzisem Blick, liebevollen Details, stimmungsvollen Bildern und einem reduzierten Animationsstil in der Tradition von Hergés «Ligne claire» inszeniert die iranische Regisseurin Sepideh Farsi den Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs als Überlebenskampf eines Jungen in einer belagerten Stadt. Auch wenn der Krieg immer zu spüren ist, zeigt ihn «The Siren» kaum direkt, sondern interessiert sich vielmehr für die Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen an ihrer Stadt hängen: einen katzenliebenden Ingenieur, christlich-orthodoxe Priester, eine berühmte Sängerin und deren Tochter, einen Koch, Armeeleute. Inmitten von Horror und Schrecken finden sich Schönheit und Poesie. Birgit Roschy schreibt in epd Film: «Mit klaren Linien und satten Farben zwischen Sonne und dem Höllenfeuer der bombardierten Raffinerien werden die Stationen von Omids Odyssee auf das Wesentliche reduziert, gewinnen eine poetische und überzeitliche Bedeutung. Die Erinnerung an seinen verstorbenen Vater bringt den Jungen auf die rettende Idee für die Flucht aus der unter Bombenangriffen zerfallenden Stadt. (…) Unterstrichen wird die zaghaft aufkeimende Hoffnung durch humorvolle Details und einen jazzigen Soundtrack. Gegen Ende mündet die sich organisch entwickelnde Rettungsmission in die solidarische Utopie einer Arche Noah. Ungeachtet der Religion versammeln sich Jung und Alt, Mensch und Tier, um einer besseren Zukunft entgegenzuschippern: ein Happy End, das leider mehr denn je ein Märchen ist.»