Átame!

ES 1989, 101 Min., DCP, Sp/d, ab 16 Jahren
Regie: Pedro Almodóvar
Darst.: Victoria Abril, Antonio Banderas, Loles León, Julieta Serrano, María Barranco, Rossy de Palma, Francisco Rabal, Lola Cardona, Montse García Romeu u.a.

Der 23-jährige Ricky hat sein halbes Leben in der Psychiatrie verbracht, wurde gerade als «geheilt» entlassen und hat sich in den Kopf gesetzt, ein normales Leben zu führen und eine Familie zu gründen. Hierfür hat er Marina auserkoren, eine ehemalige Pornodarstellerin auf Heroinentzug, mit der er vor Monaten bei einem Freigang einen One-Night-Stand hatte. Seither in sie verliebt, ist er nun entschlossen, sie zu heiraten. Mit Hilfe ihrer resoluten Schwester Lola versucht Marina gerade, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken, indem sie das Genre wechselt und für einen nach einem Schlaganfall an den Rollstuhl gefesselten B-Movie-Regisseur in einem Horrorfilm die Hauptrolle spielt. Um Marinas Aufmerksamkeit zu erregen, lässt Ricky all seinen Charme spielen, doch die Aktrice erinnert sich nicht mehr an ihn und geht auf seine Annäherungsversuche nicht ein. Also verfolgt Ricky sie bis nach Hause, dringt in ihre Wohnung ein, fesselt sie ans Bett und will sie so lange dort festhalten, bis sie seine Liebe erwidert … Almodóvar setzt sich in seiner schrillen Komödie «Atame!», die selbst im Stil eines B-Pictures daherkommt und Liebe und Kitsch grosszügig mixt, drastisch über vorgegebene Gesetze von Gut und Böse hinweg und verwirft jegliche Form von bürgerlicher Moral. Liebe folgt eben nicht einer festen Überzeugung, sondern ist zutiefst anarchistisch und unberechenbar. Was seinerzeit nicht jeder so verstand. Bei der Premiere von «Átame!» 1990 auf der Berlinale wurde Almodóvar ausgebuht, der Regisseur entpuppe sich mit diesem Film leider doch als Macho, wetterte die Tageszeitung. Zwanzig Jahre später schreibt Sarah Bleuler auf kulturkritik.ch: «Gewaltverherrlichung, Pornografie, Frauenfeindlichkeit – vernichtende Vorwürfe, denen sich Almodóvar aussetzen musste. Dies besonders deshalb, weil er mit ‹Átame!› ja genau das Gegenteil bewirken wollte. (…) Ricky verkörpert den beklemmenden Zustand des Liebenden, der unsicher ist, ob der (die) andere seine Gefühle richtig versteht. Almodóvar spricht mit viel Ironie über den Wunsch eines ‹normalen›, kleinbürgerlichen Lebens. ‹Átame!› beschreibt damit einen konventionellen Wunsch an einem gleichzeitig unkonventionellen und fast schon absurden Beispiel. Doch genau im Paradox liegt die Komik des Werks.»