I Giacometti
Regie: Susanna Fanzun
«I Giacometti – Eine aussergewöhnliche Künstlerfamilie aus dem Bergell» ist der vollständige Titel des neuen Dokumentarfilms der 1963 in Scuol geborenen Regisseurin Susanna Fanzun («Kühe, Käse und drei Kinder»). 2001 hatte sie – aus eigener Initiative – für Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RSR) den Kurzfilm «Nos Alberto» («Unser Alberto») zum 100. Geburtstag von Alberto Giacometti gedreht. Seitdem liess sie das Thema nicht mehr los, vor allem die Frage: Wie kann es sein, dass sich in einer Familie in einem abgelegenen Schweizer Bergtal eine derart einzigartige Kreativität mit internationaler Ausstrahlung bündelt? Der Vater, Giovanni Giacometti, ging 1888 nach Paris, um Malerei zu studieren, und gehört als früher Vertreter des Impressionismus zu den ersten Schweizer Künstler:innen der Moderne. Die Mutter Annetta hielt als ruhender Pol die Familie mit den vier Kindern Alberto, Diego, Ottilia und Bruno zusammen. Sie war es, die Diego zu Alberto nach Paris schickte, wo er bald zum unentbehrlichen Mitarbeiter in dessen Atelier wurde. Die früh verstorbene Ottilia begann als begabte Textilkünstlerin und Bruno wurde ein bekannter Architekt, der unter anderem den Schweizer Pavillon in den Giardini der Biennale von Venedig baute. Da Susanna Fanzun nicht allein auf das Künstlerische, sondern vor allem auf das Biografische der Familie Giacometti fokussiert, lässt sie viele Zeitzeug:innen, Verwandte und Freund:innen zu Wort kommen, so den Fotografen und Verleger Ernst Scheidegger (1923–2016) und den im Frühling 2023 verstorbenen Kunsthändler Eberhard W. Kornfeld. Die Gemälde Giovanni Giacomettis erstrahlen in satten Farben wie auch die Bergeller Landschaft, grossartig eingefangen vom Schweizer Kameramann Pierre Mennel. Aussergewöhnlich ist auch der Soundtrack der polnischen Pianistin Hania Rani, aufgenommen im einstigen Atelier Alberto Giacomettis in Stampa. «I Giacometti» war 2023 an den Solothurner Filmtagen für den Prix du Public nominiert und am Filmfestival Locarno in der Sektion Panorama Suisse zu sehen. Giorgia Del Don schreibt auf cineuropa.org: «Der Film macht mit aller Deutlichkeit bewusst, dass die Familie Giacometti – massvoll ausgedrückt – aussergewöhnlich war.»
Die Premiere am 18. Oktober findet in Anwesenheit der Regisseurin Susanna Fanzun und der künstlerischen Produktionsleiterin Stéphanie Eberle-Senn statt. Das Gespräch führt die Kunsthistorikerin und Kulturvermittlerin Isabelle Chappuis.