Premierenfilm

Divertimento

FR 2023, 110 Min., DCP, F/d, ab 8 Jahren
Regie: Marie-Castille Mention-Schaar
Darst.: Oulaya Amamra, Lina El Arabi, Niels Arestrup, Zinedine Soualem, Nadia Kaci, Laurent Cirade, Martin Chapoutot, Louis-Damien Kapfer, Salomé Desnoues u.a.

Paris in den 1990er-Jahren: Die Zwillingsschwestern Zahia und Fettouma wachsen in einem liebevollen Elternhaus auf. Ihre Eltern stammen aus Algerien und lieben klassische Musik über alles. Diese Begeisterung färbt auch auf die Kinder ab: Fettouma spielt Cello, Zahia Bratsche, aber insgeheim träumt sie davon, Dirigentin zu werden. Doch der Dirigentenberuf ist eine Männerbastion und in der klassischen Musik dominieren Studierende aus bürgerlichen Verhältnissen. Als die Schwestern vom Konservatorium in der Banlieue ans Pariser Collège Racine wechseln, bekommen sie den Klassendünkel und die Arroganz ihrer Mitstudent:innen zu spüren. Vor allem Zahia gerät ins Visier ihrer Kolleg:innen und der Schulleitung: Die Männer wollen um jeden Preis verhindern, dass sie Dirigentin wird. Doch Zahia gibt nicht so schnell auf. Sie findet im rumänischen Dirigenten Sergiu Celibidache einen Mentor und gründet mit ihrer Schwester gegen alle Widerstände ein eigenes Orchester. Auch wenn sich die Zeiten langsam ändern, gibt es nur wenige Dirigentinnen, die ein öffentlich finanziertes Orchester leiten. Vorurteile über ihre Eignung und das mythenbeladene Bild des Maestros stehen ihrem Berufswunsch entgegen; einige Orchester sind für ihren Sexismus geradezu berüchtigt. Deshalb ist es verdienstvoll, dass sich die französische Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar dieses Themas angenommen hat. In «Divertimento» erzählt sie vom Werdegang der französischen Dirigentin Zahia Ziouani, die mehrere Orchester in Frankreich, Polen, Algerien und Mexiko leitete und über die bereits zwei Dokumentarfilme realisiert wurden. Die Regisseurin legte Wert darauf, ihren Film mit echten Musiker:innen und in Direktton zu drehen. Entstanden ist eine begeisternde Lektion in Mut, Toleranz und der Überwindung von Klassen- und Geschlechtergrenzen, die den schönsten Orchesterpartien huldigt. In der Hauptrolle überzeugt Oulaya Amamra, die vor Kurzem in «Fragile» zu sehen war. Xavier Leherpeur schreibt im Nouvel Observateur: «Das klischeefreie Porträt einer Einwandererfamilie, die Zeichnung der vermeintlich unüberwindbaren Grenzen zwischen Vorstadt und schickem Musikgymnasium im 16. Pariser Arrondissement und die stumme Gewalt des sozialen Determinismus bewahren dieses gesellschaftskritische Feel-Good-Movie davor, in Sentimentalität zu verfallen.»

 

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