Premierenfilm

Le Film de mon père

CH 2022, 73 Min., DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Jules Guarneri
Mitw.: Jean Guarneri, Oskar Guarnieri, Iwa Guarneri, Jules Guarneri, Pura, Harriett u.a.

Der 75-jährige Jean Guarneri kauft eines Tages eine Videokamera und beginnt, sich jeden Tag zu filmen. Er redet vor der Kamera über sich und die Familie. Über 20 Stunden Filmmaterial entstehen so, die er seinem Sohn Jules übergibt. Seine Absicht ist es, Jules «ein filmisches Ziel» zu geben, damit der endlich seinen ersten eigenen Film dreht. Das Video-Tagebuch des Patriarchen, der vom Erbe seiner Ehefrau lebt und nie arbeiten musste, gibt tatsächlich den Anstoss dazu, dass der Filmemacher fortan jede Woche mit der Kamera seinen Vater und seine beiden Adoptivgeschwister besucht, die in benachbarten Chalets in Villars wohnen. «Le Film de mon père» erzählt die Geschichte einer «filmreifen» Familie, wie Jules Guarneri sagt. Sein älterer Bruder Oskar steht mit Geistern in Kontakt und liegt täglich mindestens zwei Stunden in der Badewanne; er scheint unfähig, sich der Kontrolle des Vaters zu entziehen. Seine Schwester Iwa, verheiratet und Mutter von zwei Kindern, hat eine starke Verbindung zu ihrer biologischen Familie in ihrem Herkunftsland Kolumbien entwickelt, das sie als kleines Kind verlassen musste. Und es gibt «das Phantom der Familie»: die früh verstorbene Mutter Christabel, von der im Haus zahlreiche Aktfotos hängen. Zur Familie gehört seit jeher auch die unermüdliche Hausangestellte Pura, die kocht, putzt, einkauft und den Garten pflegt. Während der Dreharbeiten beschliesst Jean, Hüter der Familie, ein weiteres Chalet bauen zu lassen, damit Jules in den Schoss der Familie zurückkehrt. In «Le Film de mon père» entfaltet sich das so vertrackte wie intime Bild einer eigenwilligen Familie, die Regisseur Jules Guarneri nach dem Tod der Mutter zwar verlassen hat, von der er sich jedoch erst allmählich zu emanzipieren beginnt. Nachdenklich und humorvoll betrachtet er seine komplexe Beziehung zum Vater, der sich als Auftraggeber vermutlich ein anderes Porträt vorgestellt hatte. Der Film feierte seine Premiere am Festival Visions du Réel 2022 und wurde mit dem Jurypreis für den innovativsten Schweizer Film ausgezeichnet. Remy Dewarrat schreibt auf clap.ch: «Man erhält Einblick in die Intimsphäre einer Familie, die sich mit einer verblüffenden Natürlichkeit und viel Humor, manchmal an der Grenze zum Surrealismus, offenbart. Das ist herrlich seltsam.»

 

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