Sarah Polley – Stories She Tells

Women Talking

US 2022, 104 Min., DCP, E/d, ab 12 Jahren
Regie: Sarah Polley
Darst.: Rooney Mara, Claire Foy, Jessie Buckley, Frances McDormand, Judith Ivey, Kate Hallett, Liv McNeil, Sheila McCarthy, Michelle McLeod, Ben Whishaw u.a.

Lange Zeit dachten die Frauen einer erzkonservativen Mennonitengemeinde in Bolivien, Dämonen würden sie nachts heimsuchen: Mit blauen Flecken und blutigen Nachthemden wachten sie morgens auf, ohne Erinnerung an die Nacht. Tatsächlich wurden zwischen 2005 und 2009 über hundert Mädchen und Frauen im Alter zwischen elf und 65 Jahren wiederholt mit Viehnarkosemittel betäubt und vergewaltigt. Nicht von Dämonen, sondern von Männern aus ihrer Gemeinde. Erst 2011 standen mehrere Täter vor Gericht und wurden schliesslich zu langen Freiheitsstrafen verurteilt. Basierend auf dem 2018 erschienenen Roman Women Talking, in dem die kanadische Schriftstellerin Miriam Toews, den realen Ereignissen eine fiktionale Reaktion weiblicher Selbstermächtigung entgegensetzte, kehrt Sarah Polley gut zehn Jahre nach ihrer letzten Regiearbeit mit einem Paukenschlag auf die Leinwand zurück. Sollen sie vergeben und vergessen, wie es die Männer der Kolonie fordern, sollen sie bleiben und kämpfen oder fortgehen? Drei Generationen von Frauen versammeln sich auf dem Dachboden einer Scheune, um ihre Optionen zu diskutieren. Mit einem hochkarätigen Cast rund um Rooney Mara, Claire Foy, Jessie Buckley und Frances McDormand, die neben einer kleinen Rolle auch als Produzentin verantwortlich zeichnet, gelingt Sarah Polley ein faszinierendes Kammerspiel. Kai Mihm schreibt in epd Film: «Das ganze Set-up könnte didaktisch wirken wie eine theatralische Versuchsanordnung. Doch die Kunst von Polleys Autorenschaft besteht gerade in der unakademischen Intellektualität und ihrem mehrdeutigen Sinn für Humor. Das Ensemble verleiht dem Geschriebenen eine vibrierende Lebendigkeit. Sei es die nachdenkliche Ona, die hasserfüllte Salome oder die zögerliche Mariche, die Persönlichkeiten der einzelnen Frauen entwickeln sich aus ihren teils widersprüchlichen Positionen. (…) Sarah Polleys Stimme ist selbstverständlich feministisch, vor allem aber humanistisch. Es würde ihr nichts ausmachen, nie wieder einen Film zu drehen, sagte sie kürzlich in einem Interview. Man glaubt es sofort, will es aber nicht hoffen, denn mit ‹Women Talking› etabliert sie sich endgültig als eine der kraftvollsten Regisseurinnen ihrer Generation.»

 

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