Premierenfilm

Indes galantes

FR 2021, 108 Min., DCP, F/d, nicht eingestuft
Regie: Philippe Béziat
Mitw.: Leonardo García Alarcón, Clément Cogitore, Bintou Dembélé, La compagnie Rualité, Sabine Devieilhe, Jodie Devos, Alexandre Duhamel, Cappella Mediterranea u.a.

Barocke Ballettoper und Streetdance – geht das zusammen? In seinem mitreissenden Dokumentarfilm zeigt der Regisseur Philippe Béziat ein aufsehenerregendes Projekt der Opéra Bastille, das im Herbst 2019 mit einer Neuinterpretation von Jean-Philippe Rameaus barocker Ballettoper «Les Indes galantes» für Furore sorgte. Für die spektakuläre Neuinszenierung war der Künstler und Filmemacher Clément Cogitore verantwortlich, für die Choreografie Bintou Dembélé, eine der Pionierinnen des französischen Hip-Hop und die erste Frau schwarzafrikanischer Herkunft, die von der als konservativ geltenden Pariser Oper als Choreografin engagiert wurde. Von ihr stammt die revolutionäre Idee, Jean-Philippe Rameaus Ballettoper, die 1775 uraufgeführt wurde und deren Stoff der damaligen Mode entsprechend aus amourösen, in exotischen Ländern spielenden Abenteuergeschichten besteht, mit modernem Streetdance zu kombinieren. Dafür stellte sie ein Ensemble aus dreissig Tänzer:innen zusammen, zum Teil aus ihrer eigenen «Compagnie Rualité» sowie Vertreter:innen der internationalen Streetdance-Szene – alle ohne klassische Ausbildung und alle zum ersten Mal zu klassischer Musik tanzend. Aus nächster Nähe zeichnet Philippe Béziat, Spezialist für Opern- und Musikdokumentarfilme, in «Indes galantes» die zweijährige Entstehungsphase dieses einmaligen Projekts nach, bei dem auch die Tänzer:innen, die aus ganz unterschiedlichen Kulturen stammen, zu Wort kommen. Dabei bleibt der Film nah am Puls der mitreissenden Inszenierung, zeigt die grossartigen Musiker:innen, Sänger:innen und Tänzer:innen und die betörende Magie der Theatermaschinerie mit ihren aufsehenerregenden Kostümen und Bauten mit Schiffswrack und Feuer speiendem Vulkan. Der Riesenerfolg beim Publikum war nicht zuletzt durch die Kernbotschaft der Neuinszenierung begründet: eine Einladung zu Toleranz, offenem Austausch und dem Abbau von Barrieren. Der elektrisierende Dokumentarfilm macht die Begeisterung über die gelungene Verbindung verschiedener Welten deutlich: Es ist, wie wenn eine neue Generation von Künstler:innen die Bastille nochmals erobert hätte. Ein vibrierender Film – künstlerisch, menschlich und politisch packend.

 

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