Premierenfilm

Alice Schwarzer

DE 2022, 100 Min., DCP, D, ab 12 Jahren
Regie: Sabine Derflinger
Mitw.: Alice Schwarzer, Bettina Flitner, Cathy Bernheim, Sonja Hopf, Jenny Erpenbeck, Jasmin Tabatabai, Élisabeth Badinter, Franziska Becker, Moritz Netenjakob u.a.

Wer kennt sie nicht, die Autorin, Journalistin, Verlegerin und Gründerin der Zeitschrift Emma: Alice Schwarzer? Die streitbare Feministin, die dieses Jahr achtzig Jahre alt wird, hat wie keine andere die deutsche Frauenbewegung geprägt. Klug und eloquent bestimmte sie wichtige Debatten mit und eckte dabei immer wieder an, auch in den eigenen Reihen. Politisiert wurde sie im Paris der 1960er-Jahre, wo Frauen auf die Strasse gingen, um gegen das Patriarchat und für Gleichberechtigung zu kämpfen, und wo sich auch Simone de Beauvoir unter die Protestierenden mischte. Der Dokumentarfilm der Österreicherin Sabine Derflinger beginnt mit einem Paukenschlag: dem Schlagabtausch zwischen Alice Schwarzer und Esther Vilar anlässlich von deren provokanter Publikation «Der dressierte Mann». Diskussionen, in denen die Fetzen nur so flogen, waren in den frühen Jahren der neuen Frauenbewegung nicht selten: Demonstrant:innen enterten das Studio, Diskutierende lümmelten sich auf Sofas oder verliessen wutentbrannt die Runde. Die sexistischen Covers des Stern, der selbstherrliche Habitus von Stern-Verleger Henri Nannen oder Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein führen vor Augen, wie frauenfeindlich und patriarchal es damals zu und her ging und wie viel sich doch seither verändert hat. Zu den Highlights unter den zahlreichen Archivszenen gehören jene mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, die von Alice Schwarzer interviewt wurden. Derflingers Film ist nicht nur ein Porträt der engagierten Intellektuellen, sondern zeigt anhand von deren Biografie auch Wegmarken der neuen Frauenbewegung auf: den Kampf für das Recht auf Abtreibung, das in verschiedenen Ländern gerade wieder auf der Kippe steht, den Kampf gegen Sexismus, Prostitution und Vergewaltigung, die Kopftuch- und «#MeToo»-Debatten. Dazwischen sehen wir Alice Schwarzer in der Emma-Redaktion und in privaten Aufnahmen ihrer Ehefrau Bettina Flitner, Fotografin und Autorin des eben erschienenen, gerühmten Buches «Meine Schwester». Seine Weltpremiere feierte «Alice Schwarzer» am österreichischen Filmfestival Diagonale und wurde dort als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet – nicht zuletzt, weil er ein wichtiges Stück Frauengeschichte festhält.

 

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