Premierenfilm

Vortex

FR/BE/MC 2021, 140 Min., DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Gaspar Noé
Darst.: Dario Argento, Françoise Lebrun, Alex Lutz, Kylian Dheret, Vuk Brankovic, Charles Morillon, Frank Villeneuve, Corinne Bruand, Philippe Rouyer, Jean-Pierre Bouyxou u.a.

Der Film beginnt mit einer idyllischen Szene: Ein altes Ehepaar trinkt ein Glas Wein auf dem Dachgarten seiner Pariser Wohnung. Ein kurzer Moment des Glücks, bevor sich seine Zweisamkeit aufzulösen beginnt – auch visuell, denn der Rest des Films ist hauptsächlich im Split-Screen-Verfahren gefilmt. Dies ist keine visuelle Spielerei, sondern zeigt eindringlich die Entfremdung des Ehepaares. Sie war früher Ärztin, doch die Demenz schreitet schnell voran. Er ist Filmhistoriker und flüchtet sich aus dem zunehmend schwierigen Alltag und vor seiner Herzkrankheit an die Schreibmaschine, um ein Buch über das Kino und die Träume zu schreiben. Die Wohnung ist vollgestopft mit Büchern und Erinnerungsstücken. Ab und zu kommt der alleinerziehende Sohn Stéphane mit Enkel Kiki zu Besuch. Dieser hat genug eigene Probleme und ist in Sorge um seine Eltern, aber seine Vorschläge, eine Betreuung zu organisieren oder an den Umzug in ein Heim zu denken, werden vom Vater ausgeschlagen. Der argentinisch-französische Regisseur Gaspar Noé hat mit kontroversen Werken wie «Irréversible» und zuletzt «Climax» immer wieder provoziert, in seinem berührendem Drama um Alter, Einsamkeit, Demenz und Tod schlägt er nun einen erstaunlich ruhigen Ton an. Wie die meisten seiner Filme beginnt auch «Vortex» mit dem Abspann. Zwei Ikonen des europäischen Kinos verkörpern die Hauptrollen: Françoise Lebrun («La Maman et la putain») und der italienische Meister des Horrorfilms, Dario Argento. «Vortex» war 2021 auf der Piazza in Locarno zu sehen und hat bereits vier internationale Preise gewonnen. Giovanni Marchini Camia schreibt im Viennale-Programm: «Das ewige Enfant terrible Gaspar Noé zeigt sich hier von einer unbekannten, zärtlichen Seite und zeichnet das unaufhaltsame Voranschreiten seiner Protagonisten in den Tod mit rührender Empathie nach. Die Meta-Besetzung mit den Filmlegenden Françoise Lebrun und Dario Argento ist eine Geste in Richtung der vielzitierten Phrase vom Tod des Kinos; am Ende des Films mögen die Grabsteine die echten Namen und Geburtsdaten der Schauspieler tragen, aber wir wissen, dass sie noch am Leben sind und sich bewegen. Und, wie ‹Vortex› bestätigt, auch das Kino.»

 

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