Premierenfilm

Thiel le rouge – un agent si discret

CH 2020, 86 Min., DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Danielle Jaeggi

Der Absturz einer Swissair-Maschine am 4. September 1963 bei Dürrenäsch im Aargau war eine der schlimmsten Katastrophen der Schweizer Zivilluftfahrt. Unter den 80 Toten des Unglücks befand sich auch Reynold Thiel, ein 1910 geborener Neuenburger Geschäftsmann, Musiker und bester Freund von François Jaeggi, dem Vater der Regisseurin Danielle Jaeggi. Thiel und François Jaeggi hatten sich 1930 in Paris kennengelernt – professioneller Pianist der eine, Medizinstudent der andere, beide begeisterte Kommunisten. Als sich 1935 in Frankreich die Wirtschaftskrise verschlimmerte, kehrten sie in die Schweiz zurück und wurden von da an vom Staatsschutz penibel überwacht. Als bald darauf in Spanien der Bürgerkrieg ausbrach, reisten Thiel und Jaeggi in das Land, um die Republik zu unterstützen. Doch als Jaeggi erkrankte, musste er zur Behandlung zurück in die Schweiz, während Thiel zunächst in Spanien blieb, sich danach nach Frankreich durchschlug, dort wieder Fuss fasste und sich später, nach dem Einmarsch der Nazis, der Résistance anschloss. Das Ende des Krieges vereinte die beiden Männer wieder in der Schweiz, ihre Freundschaft gestärkt durch die gemeinsamen Kämpfe. Von nun an werden sie Geschäfte machen. Aber was für welche? Danielle Jaeggi, 1945 geboren, bewunderte «Noldi», den geheimnisvollen Freund ihres Vaters, und wollte sich das romantische Bild der Helden ihrer Kindheit nicht zerstören lassen. Das änderte sich erst, als sie 2013 die Artikelserie «Thiel le rouge» des Journalisten Alain Campiotti in der Zeitung Le Temps las. Die Regisseurin stellte weitere Recherchen an und schuf in jahrelanger Arbeit diesen vielschichtigen Dokumentarfilm über eine turbulente Epoche der jüngeren Schweizer Geschichte. Stéphane Gobbo schreibt in Le Temps: «Aus der zentralen Figur des Reynold Thiel verwebt Danielle Jaeggi gekonnt die grosse Geschichte des 20. Jahrhunderts und die ihrer Familie. Als Kind hatte sie das Bild vom Kommunismus als einer grünen, von Obstbäumen übersäten Wiese. Später wurde sie durch den Kalten Krieg auf die Exzesse des Stalinismus aufmerksam, ohne dass dieses Thema von ihren Eltern je offen angesprochen worden wäre. Diese Erkenntnis kann sie schliesslich den Fichen der Bundespolizei entnehmen, die ihren Vater bis zu seinem Lebensende ausspioniert hatte.»

 

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