Premierenfilm

Der Ast, auf dem ich sitze

CH 2020, 102 min, DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Luzia Schmid
Mitw.: Andrea Hodel-Schmid, Franz Schmid, Susanne Schmid, Hanspeter Uster, Georg Stucky, Fredy Egli, Gerhard Pfister, Twivwe Siwale, Norbert Walter-Borjans u.a.

Im Laufe der letzten fünfzig Jahre hat sich das beschauliche Städtchen Zug, einst Hauptort eines kleinbäuerlich geprägten Kantons, zu einer der weltweit bedeutendsten Steueroasen und einem der wichtigsten Firmensitze global tätiger Rohstoffunternehmen entwickelt. Die Regisseurin Luzia Schmid, 1966 in Zürich geboren und in Zug aufgewachsen, seit 1999 in Berlin lebend, ist bei dem Thema familiär vorbelastet: Ihr Vater Franz Schmid war Ende der 1960er-Jahre einer der ersten, der als Wirtschaftsanwalt die Interessen von in Zug ansässigen Firmen vertrat. Andrea Hodel-Schmid, die Schwester der Regisseurin, trat in die Fussstapfen des Vaters, wurde ebenfalls Anwältin im Dienste Zuger Firmen und sass eine Zeitlang auch für die FDP im Zuger Kantonsrat. Hier traf sie auf Hanspeter Uster, damals im Rat einer ihrer erbittertsten Gegenspieler und von 1990 bis 2006 Zuger Regierungsrat der Sozialistisch-Grünen Alternative. «Der Ast, auf dem ich sitze» ist ein sehr persönlicher Film; entlang ihrer Familiengeschichte erzählt Luzia Schmid vom unglaublichen Aufstieg ihrer Heimatstadt. Schmid reist bis nach Sambia, wo die Zuger Firma Glencore mit ihren Minen einen Grossteil von Zugs Reichtum erwirtschaftet. Dort trifft sie auf die Ökonomin Twivwe Siwale, die jahrelang für die sambische Finanzbehörde arbeitete und in dieser Funktion vergeblich dafür kämpfte, dass die Menschen in Sambia an den Gewinnen aus den Bodenschätzen des Landes beteiligt werden. Dazwischen hat Luzia Schmid heftige Dispute mit ihrer Schwester, trifft sich mehrfach mit prominenten Zuger Politikern wie dem CVP-Präsidenten Gerhard Pfister, dem ehemaligen FDP-Regierungsrat Georg Stucky – der in seiner Amtszeit neun Steuersenkungen veranlasste – und immer wieder mit Hanspeter Uster. Denise Bucher schreibt in der NZZ am Sonntag: «Da meint man alles zu wissen über das Steuerparadies Zug, Marc Rich und die weltweiten Machenschaften der grauen Herren in den Anzügen von der Stange. Aber dann kommt dieser Film (…) und Luzia Schmid geht den Wurzeln des Wohlstands nach und stellt eine simple Frage: Welchen Preis haben andere für euren Reichtum bezahlt?»

 

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