Zum 100. Geburtstag von Federico Fellini

Otto e mezzo

IT/FR 1963, 138 min, 35 mm, I/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Federico Fellini
Darst.: Marcello Mastroianni, Claudia Cardinale, Anouk Aimée, Sandra Milo, Rossella Falk, Barbara Steele, Madeleine Lebeau, Caterina Boratto, Eddra Gale, Guido Alberti u.a.

Mitten in einem Stau und in gespenstischer Stille versucht ein Mann in schwarzem Anzug und Hut sich krampfhaft aus seinem Auto zu befreien. Aus den umstehenden Wagen starren ihn die Insassen stumm an. Als er seinem Auto entkommt, schwebt er zum Himmel hoch. Doch er wird an einem Seil festgehalten und über einem Strand heruntergeholt. Der Sturz endet mit dem Erwachen im Bett eines Kurhauses, um ihn herum sind Ärzte und Schwestern versammelt. Es ist der erste und nicht der letzte Traum des Regisseurs Guido Anselmi, der kurz vor Drehbeginn eines neuen Filmprojekts steht und mitten in einer Krise steckt: Genervt von den Produzenten, seiner Ehefrau und der Geliebten, sucht er verzweifelt nach Inspiration für seinen neuen Film. Träume, Tagträume, Erinnerungen aus der Kindheit und scheinbar reale Ereignisse während der chaotischen Vorbereitungen des Films verschwimmen dabei immer mehr. Schwerelos und traumwandlerisch gehen Realität und Fantasie, Gegenwart und Vergangenheit ineinander über. Träume und Symbole erscheinen dabei als eine weitere Wirklichkeit, als eine Projektion der Innenwelt des Regisseurs. «Otto e mezzo» sei «eine ausserordentlich visionäre Autobiografie einer Krise, die durch die Kraft der Bilder mit expressiver Freiheit überwunden wurde», schreibt der italienische Filmpublizist Fabrizio Borin. «Die Odyssee des Protagonisten (Guido-Marcello-Federico) zu sich selbst ist zugleich der Versuch der Hervorbringung seines Films – beides wird zur Selbstdarstellung Fellinis und zum Autoporträt des labyrinthischen Zustandekommens von ‹Otto e mezzo›», meint Harry Tomicek vom Österreichischen Filmmuseum. Nach den bislang neorealistischen Bildern und Aussenaufnahmen eines harten Alltags, verändert sich nun Fellinis Bildästhetik mit dem neuen Kameramann Gianni Di Venanzo: Er setzt mehr auf künstlichere Szenerien, Helligkeit und Dunkelheit werden stärker moduliert und Schauplätze fliessen wie in Träumen ineinander über. Der Titel «Otto e mezzo» leitet sich aus der Anzahl der Regiearbeiten ab, die Fellini bis dahin inszeniert hatte, wobei als «halber Film» sein Beitrag zum Episodenfilm «Boccaccio ’70» eingerechnet ist. Diese Zählweise ist jedoch umstritten.

 

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