Zum 100. Geburtstag von Federico Fellini

Giulietta degli spiriti

IT/FR 1965, 137 min, 35 mm, I/d, ab 16 Jahren
Regie: Federico Fellini
Darst.: Giulietta Masina, Sandra Milo, Mario Pisu, Valentina Cortese, Valeska Gert, José Luis de Vilallonga, Friedrich von Ledebur, Caterina Boratto, Luisa Della Noce u.a.

An seinem 15. Hochzeitstag bringt der Geschäftsmann Giorgio überraschend Gäste mit in seine herrschaftliche Villa in der Nähe von Rom, obwohl seine Frau Giulietta lieber mit ihm alleine gefeiert hätte. Unter den Besuchern befindet sich ein Medium, und schon bald ist eine spiritistische Sitzung im Gang, in deren Verlauf die Geister Giulietta darauf aufmerksam machen, wie nichtssagend ihr Leben als ergebene Ehefrau in Luxus und Langeweile ist. Diese Aussagen verschärfen Giuliettas Krise, die vermutet, dass ihr Mann sie betrügt. Als ein von ihr engagierter Detektiv die befürchteten Beweise seiner Untreue liefert, schliesst sich Giulietta ihrer Nachbarin Susy an. Diese lädt sie zu einer ausschweifenden Party ein, doch Giulietta bringt es nicht über sich, ihrerseits untreu zu werden und ergreift, von Schuldgefühlen geplagt, die Flucht. In Träumen und Visionen erscheinen ihr Gestalten aus ihrer Kindheit und Vergangenheit, die ihre inneren Ängste und Sehnsüchte spiegeln; Traum und Wirklichkeit verschwimmen immer mehr. Fellinis Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse fand in dieser grossartigen Studie über die heilende Kraft der Imagination ihren Niederschlag. «Giulietta degli spiriti» kann als das weibliche Gegenstück zu «Otto e mezzo» betrachtet werden, denn in beiden Filmen durchlaufen die Protagonisten eine schwere Krise. Die ironisch angelegte Selbstanalyse verhilft der Protagonistin zu neuem Selbstbewusstsein; der von Männern und ihrer Mutter dominierten Giulietta gelingt es, die Fesseln einer bürgerlich-katholischen Erziehung abzuschütteln und in ein neues Leben aufzubrechen. Fellinis erster Farbfilm ist von ungestümer Phantasie, eine Orgie von Formen und Farben, die die Gedanken, Träume und Visionen der Protagonistin widerspiegeln. Für seine wilden Fantasien und überraschenden Effekte setzt Fellini vor allem auf Farbe und Licht, virtuos unterstützt von seinem Kameramann Gianni Di Venanzo, einem der Grossen seines Fachs. Die üppige Farbpalette macht den Film als Produkt der Flower-Power-Ära kenntlich; seine Wirkung erzielt er weniger durch eine traditionelle Erzählweise als durch die Aneinanderreihung mitreissender Bildfolgen.

 

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