Architektur im Film

Hotel Jugoslavija

CH 2017, 78 min, DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Nicolas Wagnières

Anhand der wechselvollen Geschichte des einst berühmten Hotels Jugoslavija in Belgrad zeigt der Westschweizer Nicolas Wagnières die massiven Veränderungen, die Land und Leute in den letzten fünfzig Jahren durchlebt haben. Nachdem die Bauarbeiten seit den 1940er-Jahren geruht hatten, wurde das Hotel 1969 auf Geheiss des damaligen Staatschefs Tito im Eiltempo fertiggestellt. Entstanden ist ein Repräsentationsbau des realexistierenden sozialistischen Luxus für internationale Gäste aus Politik, Showbusiness und Sport. Hier zelebrierte das Land sich selbst und den blockfreien dritten Weg, eine Politik zwischen westlichem Kapitalismus und rigidem sowjetischem Sozialismus. Nicolas Wagnières, Sohn eines Schweizers und einer jugoslawischen Mutter, verknüpft Kindheitserinnerungen an Familienferien im ehemaligen Jugoslawien mit Zeitgeschichte. Den Verfall des Gebäudes, die grossen Pläne für dessen Zukunft und die ernüchternde Realität setzt er analog zum Zerfall gesellschaftlicher Werte, den er im postjugoslawischen Serbien wahrnimmt. Während der 1990er-Jahre lösten Vertreter der kriminellen Unterwelt die Politiker der blockfreien Staaten als Gäste im Hotel Jugoslavija ab, was dazu führte, dass es 1999 bombardiert wurde. Die Architektur, gefilmt in kühlen Super-16-Bildern, ist Zeugin des kollektiven Unbewussten: Über zehn Jahre hinweg gedreht, geht Wagnières’ Auseinandersetzung über blosse Nostalgie hinaus und greift auch heutige Ideale auf: «Hotel Jugoslavija» ist ein persönlicher und zugleich politischer Essay. Rüdiger Suchsland schreibt auf artechock.de: «Geschickt montiert Wagnières gegenwärtige Aufnahmen mit seltenem, hochinteressantem und überraschendem Archivmaterial. (…) Kurz: ein unbedingt sehenswertes, seltenes Kinoerlebnis.»

 

Nach der Vorstellung Diskussion mit dem Regisseur Nicolas Wagnières; Jelena Tošić, Transkulturelle Studien, Universität St.Gallen; Sandra King-Savić, Center für Governance und Kultur in Europa, Universität St.Gallen, und Sunčana Laketa, Geografisches Institut, Universität Neuchâtel. Das Gespräch findet auf Englisch mit deutscher Übersetzung statt. Der Film wird im Rahmen eines Workshops der Universität St.Gallen gezeigt. Weitere Informationen finden Sie unter gce.unisg.ch oder transculturalstudieshsg.home.blog.

 

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