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Scharf beobachtete Züge

CR 1966, 92 min, DCP, O/d-f
Regie: Jiří Menzel
Darst.: Václav Neckář, Jitka Bendová, Vladimír Valenta, Libuše Havelková, Josef Somr, Alois Vachek, Jitka Zelenohorská, Vlastimil Brodský, Ferdinand Kruta u.a.

Die Familie Hrma ist stolz auf ihren Sohn Miloš, der in die Fussstapfen seines Vaters, eines Lokomotivführers, treten will und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges eine Ausbildung als Bahnhofswärter beginnt. Auf einem winzigen Bahnhof in der tschechischen Provinz nehmen ihn der Stationsvorsteher Max und der Fahrdienstleiter Hubička unter ihre Fittiche. Miloš entdeckt schon bald, dass es noch ein Leben neben der Eisenbahn gibt und bändelt mit der hübschen Schaffnerin Máša an. Einige Tage später verabreden sich die beiden «ausserdienstlich» in der Scheune von Mášas Onkel, doch das Treffen geht schief. Schon bald erhält Miloš erneut eine Möglichkeit, seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Liebevoll schildert Jiří Menzel das Leben in einem tschechischen Dorf während der deutschen Besatzung. Seine Helden stehen in der Tradition des Soldaten Schwejk, der auch tragischen Ereignissen eine komische Seite abringen kann. Jiří Menzels Spielfilmdebüt basiert auf einer Novelle von Bohumil Hrabal, der auch am Drehbuch mitarbeitete. Irene Rudolf schrieb im Programmheft des Berliner Zeughauskinos: «Umgeben von einem taubenliebenden Bahnhofsvorsteher, einem erotomanen Signalgeber und einem müssiggängerischen Wächter versucht der neue Bahnlehrling Miloš verzweifelt, seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Erst die Widerstandskämpferin Viktoria Freie macht Miloš zum Mann. Miloš’ mit allgegenwärtiger Sinnlichkeit und offener Lüsternheit gespickte ‹éducation sentimentale› explodiert dabei regelrecht in einem Akt heldenhafter Kriegssabotage. Knapp 30-jährig erhält Jiří Menzel für sein Debüt 1967 den Oscar. Newsweek verneigt sich vor Menzels ‹Geschmack, Fantasie, Einfachheit und Zartheit›, die ‹die meisten amerikanischen Regisseure zutiefst beschämen sollten›, während der bundesdeutsche Filmdienst 1968 entsetzt ist ob des ‹derben, mit schwüler Erotik vollgestopften Volksschwanks›. Evald Schorm und Věra Chytilová, Protagonisten der tschechischen Neuen Welle, hatten die Verfilmung der Novelle von Bohumil Hrabal abgelehnt, in Menzel fand Hrabal dann einen Seelenverwandten: einen kongenialen Mitstreiter um Humanität und systemkritische, individuelle Freiheit.»

 

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