Der nackte König
Regie: Andreas Hoessli
Im Januar 1979 siegte im Iran die Revolution, der Schah musste das Land verlassen und Ayatollah Khomeini übernahm die Macht. Die Diktatur, die der greise Revolutionsführer in seiner «islamischen Republik» errichtete, sollte sich bald als mindestens ebenso schlimm erweisen wie diejenige unter dem Feudalregime des «Königs der Könige», was im Taumel der Revolutionsbegeisterung aber noch kaum jemand ahnen konnte. Einige Tausend Kilometer weiter nordwestlich, im kommunistischen Polen, vollzog sich wenig später, im August 1980, mit dem Streik auf der Danziger Lenin-Werft und dem Entstehen der Gewerkschaft Solidarność, ebenfalls ein Umbruch, der die Welt verändern sollte. Solidarność wuchs zur Massenbewegung an, die das kommunistische Regime und sein Machtmonopol herausforderte. Dieses schlug im Dezember 1981 mit dem Putsch von General Jaruzelski und der Verhängung des Kriegsrechts brutal zurück; Solidarność wurde verboten, Zehntausende verhaftet. Der Schweizer Journalist Andreas Hoessli war zu dieser Zeit Forschungsstipendiat in Polen. Hier freundete er sich mit der Reporterlegende Ryszard Kapuściński (1932–2007) an, der bei der iranischen Revolution vor Ort war. Wegen ihrer Kontakte wurden Hoessli und Kapuściński in den 1980er-Jahren vom polnischen Geheimdienst observiert. Vierzig Jahre nach diesen Ereignissen fährt Hoessli nach Polen, um Mitarbeiter des Geheimdiensts zu befragen. Und er reist in den Iran und interviewt Zeitzeugen der Revolution und Nachgeborene. Bruno Ganz führt in einem seiner letzten Auftritte als Erzähler durch die faszinierende Parallelgeschichte. Die internationale Jury des DOK.fest München, an dem «Der nackte König» im vergangenen Mai seine Weltpremiere feierte und mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde, schrieb in ihrer Begründung: «Wir würdigen diesen Film als präzises psychologisches Porträt einer immer wieder erschütterten, auseinanderbrechenden Welt. Indem er sich durch die Zeit bewegt, setzt sich dieser Essay über die Macht blosser Aufzeichnung und Dokumentation hinweg und untersucht im Wechselspiel von Romantizismus und Eingrenzung die Überbleibsel der Revolution.»
Die Premiere am 12. September findet in Anwesenheit von Regisseur Andreas Hoessli und Ständerat Paul Rechsteiner statt. Das Gespräch führt der Filmjournalist Geri Krebs.