Adel verpflichtet: Luchino Visconti

Senso

IT 1954, 123 min, 35 mm, I/d
Regie: Luchino Visconti
Darst.: Farley Granger, Alida Valli, Massimo Girotti, Heinz Moog, Rina Morelli, Christian Marquand, Sergio Fantoni, Tino Bianchi, Ernst Nadherny, Tonio Selwart u.a.

Im Frühjahr 1866 regt sich in Italien Widerstand gegen die österreichischen Besatzer. Die verheiratete venezianische Gräfin Livia Serpieri lässt sich vom Charme des österreichischen Offiziers Franz Mahler blenden und verliebt sich in ihn. Ihre Leidenschaft ist so gross, dass sie für ihren Geliebten sogar ihre politische Überzeugung verrät: Damit er sich vom Waffendienst freikaufen kann, überlässt sie ihm Gelder, die ihr vom italienischen Untergrund anvertraut wurden. Als Livia Mahler nach Verona folgt, muss sie erkennen, dass er sie nur benutzt hat. Viscontis erster Farbfilm ist «grosses Historiengemälde, filmische Oper und intensives Melodram» (Lexikon des Internationalen Films). Souverän verwebt der Regisseur die private Tragödie der Contessa mit der gesellschaftlichen Situation; der Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung spiegelt sich im tragischen Schicksal der Protagonistin. Passend zu Liebe und Verrat und dem Motiv der «rasenden Verschmähten» beginnt der Film im legendären venezianischen Opernhaus La Fenice mit einer Aufführung von Verdis «Il trovatore». «Einer der grossen Entwürfe des Erzählkinos und ein Film, in dem Opulenz und Tiefe, Distanz und Passioniertheit einander die Waage halten. Visconti öffnet die Pforten einer Leidenschaft, die ihn und sein Werk die nächsten beiden Jahrzehnte in Bann halten wird: Risorgimento und Ottocento, Aufbruch und Niedergang einer Epoche, die ihre Widersprüche hinter einem Panzer aus Schönheit kaschiert. In subtil glühenden Farbkompositionen kreist ‹Senso› um die Geschehnisse der Schlacht von Custozza, verwebt souverän private Tragödie, gesellschaftliche Studie, nationales Epos und historische Substanz zu völliger Durchdringung. Chaos des Kriegs, Chaos der Gefühle, die Wirren der Befreiungsbewegung, die Amour fou der Contessa Serpieri zum österreichischen Leutnant Franz Mahler. Umbruch und Entscheidung, geschichtliches und persönliches Scheitern. ‹Il trovatore›, eingangs auf der Bühne des La Fenice in Venedig gespielt, nimmt nicht nur Einfluss auf die politische Realität des Films, auch in seiner Ästhetik flackert das verzehrende und rauschhafte Fieber einer grossen tragischen Oper.» Harry Tomicek, Filmmuseum Wien

 

Reservieren:

Trailer