Im Labyrinth der Seele: Ingmar Bergman

Wilde Erdbeeren

SE 1957, 91 min, DCP, O/d
Regie: Ingmar Bergman
Darst.: Victor Sjöström, Bibi Andersson, Ingrid Thulin, Gunnar Björnstrand, Julian Kindahl, Folke Sundquist, Björn Bjelfvenstam, Naima Wifstrand, Max von Sydow u.a.

Der 78-jährige Medizinprofessor Isak Borg macht sich auf den Weg ins schwedische Lund, um dort zum fünfzigsten Jahrestag seiner Promotion eine Auszeichnung entgegenzunehmen. Begleitet wird er von seiner Schwiegertochter Marianne, die wegen eines Streits mit ihrem Ehemann vor ein paar Wochen ins Haus ihres Schwiegervaters gezogen ist. Auf der Fahrt nimmt Borg drei junge Anhalter mit: Sara, Anders und Viktor sowie später den zynischen Alman und dessen Frau. Die Stationen der Reise werden in Träumen, Visionen und Erinnerungsbildern zu Stationen seiner Lebensbilanz. Borg begegnet lange vernachlässigten Verwandten und besucht den Ort seiner Kindheit, wo er zusammen mit seinen Geschwistern gespielt und Erdbeeren gepflückt hatte. Mit seinen Erinnerungen und den schweren Vorwürfen seiner Schwiegertochter konfrontiert, erkennt er, wie sehr er sich von den Menschen und den Träumen seiner Kindheit entfernt und die beste Zeit seines Lebens durch eigene Härte und Verschlossenheit vertan hat. Ingmar Bergmans sensibel gestaltetes Meisterwerk um Selbstprüfung und Abwägen des eigenen Lebens fasziniert durch die virtuose Verschränkung von realistischen und surrealistischen Stilmitteln, von psychologischem Charakterporträt und philosophischem Diskurs. Zugleich ist «Wilde Erdbeeren» auch eine filmische Hommage an den grossen schwedischen Theater- und Stummfilmregisseur Victor Sjöström, den Bergman sehr bewunderte. Thomas Koebner schreibt in Reclams Filmführer: «Der Film ist mehr als nur ein elegisches ‹Spiel der Erinnerungen›. Bergman stellt die Frage nach der Verantwortung des Menschen für den Menschen, nach dem Sinn des Lebens; und dabei gewinnt der Einzelfall exemplarische Bedeutung. Hier plädiert Bergman noch für ein Glück, das in der Offenheit für die Welt und in der Begegnung mit dem Mitmenschen liegt. In späteren Filmen war seine Bilanz bitterer. Formal besticht die Kraft und Stilsicherheit, mit der die Traumsequenzen in die Schilderungen der Realität eingefügt wurden.»

 

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