
Jean Ziegler – Der Optimismus des Willens
Regie: Nicolas Wadimoff
Mitw.: Jean Ziegler, Erica Deuber Ziegler, Dr. Roberto Fernández Retamar, Segis Petschen, José Alberto Hernández de la Osa, Luis Hernández Serrano u.a.
82 ist er jetzt, und von Altersmilde ist nichts zu spüren. Mit rhetorischem Feuer zieht er über die «kannibalische Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals» her oder beschwört wortreich den Traum des engagierten Intellektuellen, dessen Ideen von sozialen Bewegungen aufgenommen werden müssten. Wenn Jean Ziegler, Soziologieprofessor, Ex-Nationalrat, UNO-Sonderberichterstatter, über das Recht auf Nahrung spricht, ist er ganz in seinem Element in diesem Dokumentarfilm, den sein ehemaliger Student Nicolas Wadimoff über ihn drehte und mit reichhaltigem biografischem Material über Zieglers Werdegang anreicherte. Im Zentrum des Filmes steht eine Reise, die Jean Ziegler 2015 zusammen mit seiner Frau Erica nach Kuba unternahm und bei der er von Wadimoff mit der Kamera begleitet wurde. Zwar werden auf dieser Reise die revolutionären Theorien des nach wie vor überzeugten Marxisten Ziegler auf eine harte Probe gestellt. Doch seine Erinnerungen an Che Guevara, dem er 1964 in Genf bei der UNO während einiger Tage als Chauffeur diente, verstellt ihm den Blick auf die heutige Realität im sozialistischen Inselstaat. Während dieser Erzählstrang einen ideologisch verbohrten alten Mann zeigt, ist der andere, Zieglers Kampf in einer UNO-Kommission gegen die sogenannten «Geier-Fonds», um einiges interessanter. Beim Engagement gegen jene Hedge-Fonds, die sich einem teilweisen Erlass der Schulden schwer verschuldeter Entwicklungsländer verweigern, fiebert man mit Ziegler förmlich mit und hofft, er werde Erfolg haben beim Kampf für eine bessere Welt. Dem Genfer Regisseur Nicolas Wadimoff – 2015 für seinen letzten Dokumentarfilm «Spartiates», das Porträt eines Kampfsportlehrers in einem Marseiller Problemquartier, mit dem «Prix de Soleure» ausgezeichnet – gelingt in diesen Momenten erneut ein Porträt eines Menschen, dessen Einsatz für mehr Gerechtigkeit auf unserem Planeten man nur zustimmen kann. «Ein Dokumentarfilm, der sowohl Anhänger wie Kritiker Zieglers in ihrer Haltung bestärken wird.» Christian Jungen, Frame
Weitere Vorstellungen im Februar.