Christian Schocher – Der grosse Aussenseiter des Schweizer Films

Reisender Krieger – Director's Cut

CH 1981, 142 min, DCP, Dialekt
Regie: Christian Schocher
Darst.: Willy Ziegler, Barbla Bischoff, Marianne Huber, Heinz Lüdi, Max Ramp u.a.

Die Idee ist so bestechend wie simpel: Man schickt einen in unmögliche Klamotten gezwängten, mit Schnurrbart und Dauerwellen ausgestatteten Handelsreisenden für Parfüms durch Coiffeursalons und Autobahnparfümerien einer tristen Agglo-Schweiz, lässt ihn keinen einzigen erfolgreichen Verkauf tätigen, gönnt ihm dafür aber umso mehr Begegnungen mit allerlei seltsamen Zeitgenossen. Und mit der Erfolglosigkeit dieses traurigen Mannes namens Krieger wird auch dessen Reise durch ein wintergraues Land des Jahres 1979 immer zielloser und absurder, um schliesslich dort zu enden, wo alles anfing: in der Tiefgarage eines gesichtslosen Wohnblocks irgendwo am Rande einer Schweizer Stadt. Nichts weniger als eine in die damalige Schweiz verpflanzte Version von Homers Odyssee sei ihm vorgeschwebt, inspiriert von James Joyces Roman «Ulysses» – der seinerseits in freier Anlehnung an Homer von den Irrfahrten seines Protagonisten, eines Dubliner Anzeigenakquisiteurs, an einem einzigen Tag erzählt. «Was James Joyce konnte, kann ich auch», beschreibt Schocher verschmitzt seine Grundidee und schuf so ein Werk, das so umwerfend komisch wie atemberaubend spannend ist. «Die irre Odyssee eines Vertreters (…), der durch eine Schweiz reist, jenseits der Boutiquen-Schnuckeligkeit, (…) und in der Krieger wie eine Wunderblume im Kraut-und-Rüben-Acker des zeitgenössischen Unbehagens blüht. Schochers Film ist ein Gebilde aus Kunst und Leben, voller Irritation und Absurditäten. Ein Meisterstück an Form und Fantasie über die Schweiz; der mit Abstand beste Schweizer Film. (…) Anfangs fragt man sich, wohin die Reise führen soll. Bald schon ist man verführt und kann sich am Reichtum dieser Bilder nicht sattsehen, die Tristesse ist von suggestiver Wahrhaftigkeit. (…) Was Schochers Held in der Schweiz erlebt und welchen bizarren Gestalten er in seiner gnadenlosen Einsamkeit begegnet, das ist ganz grosse Erzählkunst.» Wolfram Knorr, Die Weltwoche

 

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