
Diplomatie
Regie: Volker Schlöndorff
Darst.: André Dussollier, Niels Arestrup, Burghart Klaussner, Robert Stadlober, Charlie Nelson, Jean-Marc Roulot, Stefan Wilkening u.a.
Paris, August 1944. Die Deutschen, seit 1940 Besatzer in Frankreich, sind seit der Landung der Alliierten in der Normandie von Anfang Juni auf dem Rückzug, der Fall der französischen Hauptstadt, bisher vom Krieg verschont, steht bevor. Dass Paris nicht zu halten ist, weiss auch Hitler, doch seit dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli auf ihn erreicht sein Rache- und Vernichtungswahn neue Dimensionen. Sein Befehl lautet: «Paris darf nicht in die Hände des Feindes fallen, oder der Feind darf nur einen Trümmerhaufen vorfinden». Um dem Irrsinn Nachdruck zu verleihen, löst er am 9. August den langjährigen Stadtkommandanten von Paris ab, ersetzt ihn durch General Dietrich von Choltitz. Dieser hat als «Held von Sewastopol» den Ruf, ein «harter Hund» und dem «Führer» bedingungslos ergeben zu sein. Er befiehlt, die Vorbereitung zur Sprengung aller wichtiger Gebäude und Brücken zu intensivieren. Sinnbildlich glimmen schon die Zündschnüre an Eiffelturm und Louvre, als von Choltitz überraschend Besuch erhält. Raoul Nordling, ein seit Jahren in Paris lebender Geschäftsmann, amtiert als Generalkonsul des neutralen Schweden und hat in dieser Funktion auch Geheimkontakte zu den Alliierten und den französischen Widerstandsgruppen. Mit rhetorischer List und Tücke gelingt es Nordling, den Nazi-General von seinem Vorhaben abzubringen und ihn zu überzeugen, sich den anrückenden Alliierten zu ergeben. Altmeister Volker Schlöndorff hat aus diesen genau 70 Jahre zurückliegenden historischen Fakten ein spektakuläres filmisches Kammerspiel geschaffen, bei dem mit Niels Arestrup (von Choltitz) und André Dussolier (Nordling) zwei Ausnahmeschauspieler zu Hochform auflaufen. Das Grauen des Krieges ist nur als fernes Echo vernehmbar, wenn hier mit geradezu philosophischen Dialogen über menschliche Existenz und allzu weitreichende Folgen von Handlungen gestritten wird. «Actionszenen hat ‹Diplomatie› nicht nötig, denn in diesem Kriegsdrama wird mit Worten auf Leben und Tod gekämpft.» Eckhard Fuhr, Die Welt