Im Gedenken an Peter Liechti

Peter Liechti: Eine Würdigung von Freunden und Weggefährten

Am 4. April ist der aus St.Gallen stammende Regisseur und Kinok-Mitbegründer Peter Liechti an seiner schweren Krankheit gestorben. Sein Tod kam viel zu früh und reisst eine schmerzliche Lücke. Noch im Frühherbst vergangenen Jahres haben wir mit ihm die Premiere seines letzten Filmes «Vaters Garten» gefeiert; kurz zuvor hatte er im Bücherladen in Appenzell sein Buch «Klartext» vorgestellt – von seiner Krankheit bereits stark gezeichnet. Nach Fertigstellung von «Vaters Garten» hat er sogleich mit der Arbeit an einem neuen Film begonnen, «Dedications», in dem sich «Gegenwart und Vergangenheit, Krankheit und Erinnerung vermischen, (…) eine() etappenartige() Krankheitsgeschichte, die mit allen Hochs und Tiefs des Spitalalltags ihren Lauf nimmt (…) und immer wieder (…) überflutet [wird] von einem unbändigen Erinnerungsstrom, Momenten wildestem Lebens und selbstvergessener Melancholie», wie er auf seiner Homepage schrieb. Dass er einen neuen Film in Angriff nahm, werteten wir als Zeichen der Hoffnung. Vielleicht würde die Krankheit Peter einen Aufschub gewähren, bis er sein Werk beendet hätte. Leider hat sich diese Hoffnung zerschlagen.

 

Peter Liechti war wie kein zweiter Schweizer Filmemacher «unser» Regisseur, nicht nur weil er 1985 das Kinok mitbegründet hatte und kurz nach unserem Einzug in die Lokremise 2010 dort mit dem St.Galler Kulturpreis, der höchsten Auszeichnung, die einem St.Galler Künstler zuteil werden kann, geehrt wurde, sondern vor allem auch weil er sich in seinen Filmen immer wieder mit der Ostschweiz auseinandersetzte und in seinen Werken seinen ambivalenten Gefühlen gegenüber der alten Heimat Ausdruck gab. Einerseits die Klage über die Enge, das Duckmäusertum, das «hart verteidigte Mittelmass», anderseits die Verbundenheit mit einer Landschaft – der Appenzeller Landschaft –, die ihn prägte und der er sich ein Leben lang verbunden fühlte.

 

Freunde und Weggefährten erinnern am 22. Mai an den langjährigen Freund und grossen Künstler, mit Musik, Filmen und nicht zuletzt mit seinen Texten. Denn Peter Liechti war nicht nur Bilderzauberer und Klangmagier, sondern auch ein Sprachkünstler, der seinen Gedanken und seinem Befinden wortmächtig Ausdruck verlieh. Das Medium Film hat er bis zum Äussersten ausgereizt, aus einer begrenzten Ausgangslage hat er uns Welten eröffnet. Kein anderer Filmemacher in der Schweiz hat seine künstlerische Vision so konsequent verfolgt und so radikal umgesetzt wie er. Er hat uns viel zugemutet und gleichzeitig sehr beglückt.

 

Seine Sicht auf die Welt wird uns fehlen. Sein Werk tröstet uns wenigstens ein kleines bisschen über den grossen Verlust hinweg, da wir mit ihm glauben möchten, «dass das Kino jene herrlich magische Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten sein kann», wie Jean Perret über Peter Liechti und «The Sound of Insects» geschrieben hat.

 

 

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