
Auf- und Abbruch in St.Güllen
Regie: Jan Buchholz, Thomas Koller
Mitw.: Martin Amstutz, Wolfgang Steiger, Kaspar Surber, Peter Röllin, Jule, Christian Schläpfer u.a.
Akribisch verfolgten Jan Buchholz und Thomas Koller, wie sich Anfang 2000 der Baggerzahn durch St.Gallen frass und das Stadtbild veränderte. Wo einst das markante Haus an der St.Leonhard-Strasse 74/76 stand, in dem grosse Teile von Peter Liechtis «Marthas Garten» gedreht wurden, erstreckt sich nun der «Leopard-Komplex»; das Bleicheliquartier mit der Quartierbeiz Frohegg, von Kaspar Surber, Manuel Stahlberger und Mitstreiter:innen fünf Monate lang als legendäres Konzertlokal bespielt, wich der von Pipilotti Rist gestalteten Stadtlounge und den Raiffeisengebäuden; die alten Häuser an der Wassergasse, in der viele Künstler:innen wohnten und ihre Ateliers hatten, wurden vom Einstein-Kongresszentrum verdrängt. Mit diesen brachialen Umwälzungen verschwanden die lebendigsten Quartiere, die günstigen Wohnraum boten, von der Bildfläche und machten einer Stadt für «pensionierte Spiesser» Platz, wie Martin Gschwend im Film pointiert feststellt. In den vergangenen Jahren sorgte die Nordseite des Bahnhofs für kontroverse Diskussionen; mit dem Bau der Fachhochschule hat sich auch dieses Quartier radikal verändert. Zurzeit stellt das Ladensterben die Stadt vor neue Herausforderungen, ihre Urbanität zu wahren. «Auf- und Abbruch in St.Güllen» bleibt aktueller denn je.