L’immensità

IT/FR 2022, 97 Min., DCP, O/d, ab 12 Jahren
Regie: Emanuele Crialese
Darst.: Penélope Cruz, Vincenzo Amato, Luana Giuliani, Patrizio Francioni, María Chiara Goretti, Penélope Nieto Conti, Alvia Reale, India Santella, Carlo Gallo u.a.

Rom in den 1970er-Jahren: Die Familie Borghetti hat gerade eine neue Wohnung in einem frisch errichteten Hochhaus bezogen. Doch so schick-modern das grosse Apartment mit Blick über die Stadt ist, so marode ist die Ehe der spanischstämmigen Mutter mit dem wohlhabenden Geschäftsmann. Clara und Felice lieben sich nicht mehr, können sich aber nicht zur Trennung durchringen. Während der latent übergriffige Felice sie schamlos mit seiner Sekretärin betrügt, leidet Clara unter der lieblosen Beziehung und der Enge ihres bürgerlichen Hausfrauenlebens, flüchtet sich in ihre Rolle als Mutter und widmet sich umso intensiver ihren drei Kindern. Mit Fantasie und Leichtigkeit möchte Clara – selbst stets am Rande des Nervenzusammenbruchs – ihnen die Freiheit geben, sich zu entfalten. Vor allem zu ihrer ältesten Tochter Adriana, die mit ihrer Geschlechtsidentität hadert, hat sie eine innige Verbindung. Als Adriana sich in der neuen Nachbarschaft als Junge auszugeben beginnt, droht das feine Band, das die Familie noch zusammenhält, zu zerreissen. Der nach langer Schaffenspause neue Spielfilm des italienischen Regisseurs und Drehbuchautors Emanuele Crialese (*1965), der 2006 mit seiner gefühlvollen Ellis-Island-Immigranten-Saga «Golden Door» international bekannt wurde, ist zugleich sein bislang persönlichster. Er verarbeitet darin nicht nur sein eigenes schwieriges familiäres Umfeld. Bei der letztjährigen Weltpremiere im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig outete er sich selbst als Transmann und betonte den stark autobiografischen Bezug seines Films. In schwelgerischem Dekor, mit musikalischen Fantasiesequenzen und zwei herausragenden Hauptdarstellerinnen zeichnet er in dem eindringlichen Familienmelodram das Porträt einer Kindheit auf der Kippe und einer so schillernden wie zerbrechlichen Mutterfigur. Wendy Ide schreibt in Screen Daily: «Der neueste Film von Emanuele Crialese orientiert sich an der Tonalität seiner Hauptfigur. Wie Clara ist er ein betörendes und vielschichtiges Wesen. Gelegentlich ist er aber auch sprunghaft. Penélope Cruz’ Charisma – sie ist hier eine Mischung aus Sophia Loren und einer Sonneneruption – ist mehr als Grund genug, Zeit mit dieser Familie zu verbringen.»