Epochale Tolstoi-Verfilmung

 

Sieben Jahre Produktionszeit, vier Jahre Dreharbeiten, Hunderte Schauspieler, über 12’000 Statisten, Tausende originalgetreuer Kostüme und Uniformen, 23 Tonnen Schwarzpulver und 40’000 Liter Kerosin lassen das monumentale Ausmass der teuersten Filmproduktion der Sowjetunion, die Sergei Bondartschuk als Regisseur, Autor und Hauptdarsteller verantwortete, dennoch nur erahnen. Die Dreharbeiten dauerten von 1962 bis 1967, die Film ist mehr als sieben Stunden lang. Allein die Schlacht bei Borodino, bei der Bondartschuk seinen ersten von zwei Herzinfarkten erlitt, verschlang zwei Jahre Drehzeit. Doch der Aufwand war nicht umsonst: «Krieg und Frieden» gewann 1969 nicht nur einen Golden Globe, sondern auch den Oscar für den besten fremdsprachigen Film und gilt bis heute als das grösste Filmepos aller Zeiten und die detailgetreueste Verfilmung von Tolstois Romanvorlage. Nun kommt der Film digital restauriert wieder ins Kino: Nie sah sowjetischer Grössenwahn besser aus. Das Historienepos führt uns vom Kaiserpalast bis in die Bauernhütte und von den grossen europäischen Schlachtfeldern über eine weihnachtliche Schlittenfahrt bis ins brennende Moskau und erzählt uns dabei vom russischen Leben und der russischen Seele in all ihren Facetten. Kunstundfilm.de schreibt: «Das Kino schwelgt gern in Superlativen – kein Wunder bei einer Branche, deren Kerngeschäft bigger than life ist. Die längste Produktionszeit, das höchste Budget, die teuersten Superstars, die spektakulärsten Spezialeffekte; solche Aufsehen erregenden Ingredienzen werden alle Nase lang beschworen. Wenn aber ein einziger Film sie alle auf sich vereint, darf man mit Fug und Recht vom grössten Kino-Epos aller Zeiten sprechen. Das ist ‹Krieg und Frieden›. (…) Regisseur Sergei Bondartschuk gelang es, dem endlosen Bilderbogen einen sorgsam austarierten Rhythmus zu verleihen. Sein Timing stimmt: Der Wechsel von elegischen und intimen Szenen mit dem Lärm von Kampfgetümmel wahrt stets den Spannungsbogen – und vermittelt zugleich das Zeitgefühl einer anderen Ära, in der 30 Kilometer eine Tagesreise und eine lang ersehnte Aussprache den Höhepunkt eines Menschenlebens bedeuten konnten. Das macht diesen Film zu einer einzigartigen, unübertroffenen Seherfahrung.»