Poor Things
Regie: Yorgos Lanthimos
Darst.: Emma Stone, Mark Ruffalo, Willem Dafoe, Ramy Youssef, Hanna Schygulla, Vicki Pepperdine, Jerrod Carmichael, Kathryn Hunter, Suzy Bemba, Christopher Abbott u.a.
«Poor Things» erzählt die fantastische Geschichte von Bella Baxter, einer Schöpfung des so brillanten wie unorthodoxen Wissenschaftlers Dr. Godwin Baxter. Baxter hat Bella aus dem Körper einer Selbstmörderin und dem Hirn von deren ungeborenem Baby erschaffen. Unter seiner Anleitung macht die lernbegierige junge Frau schnell Fortschritte und möchte bald auch die Welt erkunden. Frei von moralischen Zwängen bricht sie mit dem Lebemann Duncan Wedderburn zu einer abenteuerlichen Reise auf. Unterwegs wird sie mit Armut und Elend konfrontiert, lernt weibliche Solidarität kennen und emanzipiert sich schliesslich von jeglichen patriarchalen Ansprüchen – dies alles in atemberaubenden Bildern von überbordender Opulenz. Mit «Poor Things», einer Adaption des gleichnamigen Romans von Alasdair Gray, schuf Yorgos Lanthimos ein Meisterwerk, das seit seiner vielbeachteten Premiere in Venedig 2023, wo der Film den Goldenen Löwen gewann, mit Preisen überhäuft wurde. Emma Stone erhielt für ihre umwerfende Leistung ihren zweiten Oscar, drei weitere gingen an Szenenbild, Kostüme sowie Make-up und Frisuren. Felicitas Kleiner schreibt im Filmdienst: «Und spätestens, als Bella dahinterkommt, wie viel Lustpotenzial zwischen ihren Beinen und im Rest ihres Körpers steckt, gibt es kein Halten mehr. Kaum taucht der richtige falsche Mann auf, beginnt das Abenteuer der Selbst- und Weltentdeckung. Von Emma Stone zwischen sprühender Komik, entwaffnender Schamlosigkeit und unwiderstehlichem Lebens- und Wissenshunger gespielt, avanciert die Figur zur Heldin eines sinnenfrohen feministischen Steampunk-Märchens. Und schafft das Kunststück, den schwarzromantischen Monster-Mythos um Frankensteins Kreatur so umzudeuten, dass eine Art filmischer Bildungsroman in bester aufklärerischer Manier daraus wird.» Denise Bucher lobt in der NZZ: «Andere verkaufen ihre kreative Seele, sobald die grossen Produktionsfirmen rufen. Nicht Lanthimos. Auch nicht für Hollywood. Dieser Film ist ein Angriff auf die zur Norm gewordene Prüderie, auf den vom Mainstream bequem gewordenen Geist. Er ist ein Gelage für Auge und Ohr, angesiedelt in einer hochartifiziellen, barock ausgestatteten Steampunk-Version eines fiktiven viktorianischen Englands.»