Perfect Days
Regie: Wim Wenders
Darst.: Kōji Yakusho, Min Tanaka, Yumi Asô, Tokio Emoto, Sayuri Ishikawa Arisa Nakano, Tomokazu Miura, Aoi Yamada u.a.
Hirayama ist ein alleinlebender Mann und arbeitet als Reiniger öffentlicher Toiletten in einem gehobenen Viertel von Tokio. Nach dem morgendlichen Aufstehen schlüpft er jeweils in seinen blauen Overall mit der Aufschrift «The Tokyo Toilet», setzt sich in sein Firmenauto und fährt an seinen ersten Einsatzort, ein schmuckes, an einen Tempel erinnerndes Toilettenhäuschen. Man glaubt sich in den ersten Sequenzen von «Perfect Days» in einem Dokumentarfilm; mit stupender Präzision beobachtet die Kamera jede Bewegung, jede Regung und jeden Handgriff von Hirayama, der seine Arbeit mit sichtlicher Hingabe verrichtet. Erste Worte fallen erst, als ein junger Mitarbeiter auftaucht und Hirayama ihm ein paar Anweisungen gibt. Zur Mittagspause begibt sich Hirayama in einen Park, wo er seiner Passion nachgeht: Er beobachtet und fotografiert Baumkronen. Zurück im Auto hört er auf einem Kassettenrekorder alte Rocksongs, etwa von den Animals oder von Lou Reed. Nach einiger Zeit taucht plötzlich seine Nichte auf. Die Begegnung mit der jungen Frau, zu der er seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte, konfrontiert Hirayama mit seiner Vergangenheit, von der er glaubte, sie hinter sich gelassen zu haben. «Perfect Days» ist ein ungemein stiller, perfekt komponierter Film von einer geradezu überwältigenden poetischen Kraft. Kōji Yakusho verkörpert den wortkargen Hirayama mit einer ätherischen Präsenz, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Der 1956 geborene Schauspieler hat schon in zahlreichen preisgekrönten Filmen Hauptrollen gespielt, so etwa 1997 in Shōhei Imamuras Cannes-Gewinner «Unagi – Der Aal» oder 2005 in Rob Marshalls «Memoirs of a Geisha» und 2006 in Alejandro González Iñárritus «Babel». 2023 erhielt er anlässlich der Weltpremiere von «Perfect Days» in Cannes den Preis als bester Schauspieler. Zu seiner Motivation, einen Film zu realisieren, der sich um Toiletten in Tokio dreht, sagte Wim Wenders in Cannes: «Zum Verständnis des Allgemeinwohls gehört in Japan auch das Sanitäre. Und deswegen war es schön, einen Film zu machen, der eine Utopie zeigt: eine Gesellschaft, in der das Gemeinwohl das höchste Gut ist, und die Toiletten sind Teil davon.»
Der Bonner Philosoph Martin Booms führt am 5. März in den Film ein und diskutiert anschliessend mit dem Publikum über «Das kleine gute Leben».