Premierenfilm

Green Border

PL/US/FR/CZ/BETDE/TR 2023, 147 Min., DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Agnieszka Holland
Darst.: Jala Altawil, Maja Ostaszewska, Tomasz Włosok, Behi Djanati Atai, Mohamad Al Rashi, Dalia Naous, Piotr Stramowski, Jaśmina Polak, Marta Stalmierska u.a.

Eine sechsköpfige syrische Familie reist im Spätherbst 2021 an Bord eines türkischen Flugzeugs in die belarussische Hauptstadt Minsk. Während des Flugs versucht die Familie, mit einer Sitznachbarin ins Gespräch zu kommen. Doch die Englischlehrerin aus Afghanistan, die in Polen Asyl beantragen will, versteht sie nicht. Auch die syrische Familie will nach Polen und von dort weiter nach Schweden zu Verwandten. In Minsk angekommen, teilen sie sich die Kosten für ein Sammeltaxi an die belarussisch-polnische Grenze. Was weder die syrische Familie noch die Afghanin weiss: Sie sind, wie zahllose andere Schicksalsgenoss:innen, Teil eines schmutzigen Spiels des belarussischen Diktators Alexander Lukaschenko. Dieser versucht auf Geheiss seines Mentors Wladimir Putin in den Monaten vor Russlands Überfall auf die Ukraine, die EU mittels gelenkter Flüchtlingsströme zu destabilisieren. Für die Flüchtlinge heisst das: Sie werden in den winterlichen Waldgebieten an der Grenze von belarussischen Beamten durch Lücken im Grenzzaun auf polnisches Gebiet geprügelt, während polnische Grenzpolizisten die unglücklichen Menschen mit ebenso brutaler Gewalt wieder nach Belarus zurückzwingen … Polens regierende Partei PiS wollte diese Vorgänge partout nicht dokumentiert sehen und startete eine beispiellose Kampagne gegen den weitgehend mit Laiendarsteller:innen realisierten Film und seine 74-jährige Regisseurin. So verstieg sich etwa der amtierende Justizminister Zbigniew Ziobro dazu, «Green Border» mit «Nazipropaganda» zu vergleichen – dies, obwohl Agnieszka Hollands jüdische Grosseltern väterlicherseits einst im Warschauer Ghetto starben. PiS-Chef Jarosław Kaczyński bezeichnete den Film als «schändlich, abstossend, ekelerregend und extrem antipolnisch» und organisierte am 22. September 2023, dem Tag des Kinostarts, eine «Kette der Unterstützung» für Grenzschutzbeamte. Zwei Wochen davor, bei seiner Weltpremiere am Filmfestival von Venedig, hatte «Green Border» den Spezialpreis der Jury gewonnen und war im Dezember für den Europäischen Filmpreis nominiert. Peter Bradshaw schreibt in The Guardian: «‹Green Border› ist ein harter Schlag in den Solarplexus – und ein wichtiges filmisches Zeugnis dessen, was gerade in Europa passiert.»

 

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