Premierenfilm

Tótem

MX/DK/FR 2023, 95 Min., DCP, Sp/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Lila Avilés
Darst.: Naíma Sentíes, Montserrat Marañon, Marisol Gasé, Saori Gurza, Teresita Sánchez, Mateo Garcia Elizondo, Juan Francisco Maldonado, Iazua Larios, Alberto Amador u.a.

Die siebenjährige Sol macht sich morgens mit ihrer Mutter Lucía, einer Theaterschauspielerin, für eine Party fertig. Obwohl das Fest erst abends stattfindet, kann Sol mit ihrer Clownperücke den grossen Auftritt kaum erwarten. Anlass für die Party ist der 27. Geburtstag von Tona, Sols Vater. Dieser, ein bekannter Künstler, hat Krebs im Endstadium und wird im Haus seiner Eltern gepflegt. Dort sorgt Alejandra, Sols nervöse Tante, für die Partyvorbereitungen; ebenfalls anwesend sind Alejandras Schwester Nuria und ihre kleine Tochter Esther, zudem Roberto, ein grantiger Patriarch, der trotz Elektrokehlkopf als Psychotherapeut tätig ist und mithilft, die Grossfamilie über Wasser zu halten. Ruhender Pol inmitten dieses Gewusels ist Tonas Pflegerin Cruz, eine zärtliche Kraft, die dafür sorgt, dass unter den so unterschiedlichen Anwesenden kein Streit entsteht – und die vor allem darauf bedacht ist, dass Sol ihrem Vater fernbleibt. Denn die wenigen ihm noch verbleibenden Kräfte muss Tona für den Abend aufsparen. Der Zweitling der Mexikanerin Lila Avilés ist ein von so vielen kleinen Geschichten und skurrilen Figuren bevölkerter Ensemblefilm über einen Tag im Leben einer Grossfamilie, dass man glatt vergisst, wie tieftraurig eigentlich alles ist. An der diesjährigen Berlinale bezauberte «Tótem» Publikum und Kritik und gewann den Preis der ökumenischen Jury. Michael Sennhauser schreibt in seinem Blog: «Dieser mexikanische Familien-Wirbelsturm ist der intensivste Film dieser Berlinale. ‹Tótem› ist mit einer Perfektion geschrieben und inszeniert, die Schweissausbrüche provozieren kann. Bisweilen wirkt das wie eine einzige Plansequenz, allen schnellen Schnitten zum Trotz. Dass man sich als Zuschauer nicht vom Tempo und der Überforderung erledigen lässt, liegt vor allem daran, dass immer wieder die Perspektive der kleinen Sol einen Moment der Ruhe bringt. Wenn sie der Pflegerin des Vaters erklärt, sie habe Angst, ihr Papi liebe sie nicht mehr, weil sie nicht zu ihm darf, und er ihr später, als sie ihn streichelt und bemerkt, wie dünn er sei, entgegnet, eben darum habe er sie nicht zu sich lassen wollen, drückt einem genau das aufs Herz, was man ja längst schon ahnte. Und am Ende ist das alles viel mehr als bloss eine Erzählung, denn Sol lernt Vergänglichkeit begreifen und die Lebenskraft, die in ihr steckt.»

 

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