Premierenfilm

Himmel über Zürich

CH 2023, 80 Min., DCP, Dialekt, ab 12 Jahren
Regie: Thomas Thümena

In 133 Ländern auf der ganzen Welt ist die Heilsarmee, die Armée du Salut, heute präsent; in der Schweiz gibt es die karitative, freikirchliche Organisation seit 1882. In ihren altertümlichen Uniformen gehören die Salutisten vor allem in der Vorweihnachtszeit zum Stadtbild, wenn sie auf Plätzen singend ihre Kollekte für Bedürftige durchführen. In Zürich ist Fredi Inniger seit vielen Jahren einer der engagiertesten Offiziere in der «Armee», ein Vollzeit-Geistlicher, der sich mit viel Herzblut um Obdachlose und Einsame kümmert. Ihn hat der Zürcher Regisseur Thomas Thümena in seinem Alltag mit der Kamera begleitet. Obwohl er als roter Faden durch den Film führt, sind Innigers beeindruckende «Klient:innen» die eigentlichen Hauptfiguren in diesem so bewegenden wie unspektakulären Dokumentarfilm. Dessen Titel erinnert an das Lied «Miis Dach isch dr Himmel vo Züri», das Zarli Carigiet 1959 als Clochard Dürst in Kurt Frühs Sozialdrama «Hinter den sieben Gleisen» sang – und wenn es nun hier ein obdachloser Strassenmusiker am Zürcher Bahnhof Hardbrücke auf der Flöte intoniert, zeigt sich, wie wenig romantisch heute das Leben auf der Strasse in einer Gesellschaft ist, deren soziale Kälte jener von 1959 in nichts nachsteht. Seine vielbeachtete Weltpremiere feierte «Himmel über Zürich» am Zurich Film Festival, wo er inhaltlich den grösstmöglichen Kontrast zu Glamour und grünen Teppichen bildete. Urs Bühler schreibt in der NZZ: «‹Himmel über Zürich› wirft ein stimmiges und berührendes Streiflicht auf ein wenig beachtetes Milieu und kann auch als Reverenz an die sogenannt Randständigen gesehen werden, denen dieser Film in all ihrer Widerborstigkeit die Würde lässt. So werden deren Lebensreisen, die aufs Abstellgleis führen, ganz ohne Off-Kommentar in wenigen Strichen skizziert. Und in der Darstellung zerplatzter Träume im Dies- und der Vertröstung aufs Jenseits erhalten kritische Stimmen zum Heilsversprechen durchaus Raum. So schildert einer seine Mühen mit den ‹Gschichtli› von Himmel und Hölle, während ein anderer, ein ehemaliges Heimkind, die Hoffnung auf Erlösung im Paradies nicht aufgegeben hat: ‹Der Teufel will mich ja sowieso nicht, und das Fegefeuer hatte ich hier genug.›»

 

Nach der Premiere am 6. Dezember führt Saiten-Redaktorin Corinne Riedener das Gespräch mit Regisseur Thomas Thümena sowie Lucia Erni und Ruedi Odermatt, Co-Leiter:innen Heilsarmee St.Gallen. Während des Einlasses spielt die Blaukreuzmusik Herisau.

 

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