Premierenfilm

Les Filles d'Olfa

FR/SA/DE/TN/CY 2023, 107 Min., DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Kaouther Ben Hania
Darst.: Olfa Hamrouni, Tayssir Chikhaoui, Eya Chikhaoui, Hend Sabri, Ichraq Matar, Nour Karoui, Majd Mastoura, Zine El-Abidine Ben Ali, Kal Naga u.a

2016 wurde die Tunesierin Olfa Hamrouni durch die Medien im ganzen Land bekannt. In zahlreichen Interviews hatte die alleinerziehende Mutter von vier Töchtern die tunesische Regierung in harschen Worten dafür kritisiert, dass sie passiv zuschaue, wie immer mehr junge Tunesier:innen sich dem IS anschlössen. Ihre beiden ältesten Töchter Rahma und Ghofrane waren zu jenem Zeitpunkt bereits nach Libyen gereist, um sich dem IS anzuschliessen, und dort spurlos verschwunden. Sechs Jahre später begibt sich die tunesische Filmregisseurin Kaouther Ben Hania («The Man Who Sold His Skin») zu Olfa Hamrouni und ihren beiden verbliebenen Töchtern Eya und Tayssir, die mittlerweile im Teenageralter sind. Gemeinsam mit ihnen will sie dem unfassbaren Weg, den Rahma und Ghofrane gegangen sind, auf den Grund gehen. Diese werden von zwei Schauspielerinnen verkörpert, ebenso wie die Mutter, wenn sich eine Szene für sie als zu belastend erweist. «Wenn ich es richtig verstehe, bin ich wie die Figur der Rose in ‹Titanic›», scherzt Olfa zu Beginn des Films und präzisiert: Sie erzähle ihre Geschichte, die gleichzeitig von Schauspielerinnen umgesetzt werde. Mit diesem Vergleich ist der bisweilen heitere Ton gesetzt, der Olfas unglaubliche Abgeklärtheit zeigt. In einer Mischung aus Dokudrama, Reenactement und Therapiesitzung schafft Kaouter Ben Hania ein hybrides Werk, das die Abgründe patriarchaler Herrschaft und fundamentalistischen Wahnsinns offenbart. Seine Premiere feierte «Les Filles d’Olfa» dieses Jahr im Wettbewerb des Festivals von Cannes, wo er den Œil d’Or, den Preis für den besten Dokumentarfilm, erhielt. Es ist ein selten vergebener Preis, denn nur in Ausnahmefällen schafft es ein Dokumentarfilm in den Hauptwettbewerb. Lovia Gyarkye schreibt in The Hollywood Reporter: «‹Les Filles d’Olfa› zeichnet ein dreidimensionales Porträt dieser Familie, deren Leben durch Nachrichtensendungen zerstört wurde. Der Film hilft ihnen, sich gegenseitig klarer zu sehen, was zu einigen der packendsten und emotional aufwühlendsten Szenen führt, und schafft die nötige Distanz, damit sie verstehen, wie Ängste und patriarchale Strukturen ihr Verhalten geprägt haben.»

 

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