Premierenfilm

Im Land der verbotenen Kinder

CH 2023, 80 Min., DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Jörg Huwyler, Beat Bieri

Es ist ein dunkles Kapitel der Schweizer Migrationspolitik: Das 1934 eingeführte Saisonnierstatut, das erst 2002 abgeschafft wurde, erlaubte es den sogenannten Gastarbeiter:innen, neun Monate pro Jahr in der Schweiz zu leben. Der Familiennachzug war untersagt, ihre Kinder durften sie je nach Kanton nur für drei bis sechs Monate zu sich holen. Dies führte zu schmerzhaften Trennungen: Die Kinder mussten entweder in ihrem Heimatland bleiben oder konnten nur im Verborgenen in der Schweiz leben. Neueste Schätzungen gehen davon aus, dass die Anzahl der versteckten Kinder viel höher war als bisher angenommen. Bis zu 50’000 Mädchen und Jungen lebten teilweise jahrelang in der Schweiz im Untergrund. Sie mussten in der Wohnung bleiben, während Gleichaltrige draussen spielten, und konnten nicht zur Schule gehen; da sie nicht krankenversichert waren, durften sie auf keinen Fall krank werden oder sich verletzen. Nicht selten wurde die Fremdenpolizei durch Hinweise aus der Nachbarschaft auf sie aufmerksam, was ihren Landesverweis zur Folge haben konnte. Rund 500’000 weitere Saisonnier-Kinder – so die neusten Berechnungen – wurden bei Verwandten in ihren Herkunftsländern untergebracht, bei Pflegefamilien in der Schweiz oder in Heimen im grenznahen Italien. Für viele Betroffene, Kinder wie Eltern, waren die Isolation und die Trennung eine traumatische Erfahrung, über die nicht gesprochen wurde. Das Statut zerriss Familien, entwürdigte Eltern und raubte den Kindern einen Teil ihrer Kindheit und Jugend. Heute, 20 Jahre nach Aufhebung des Saisonnierstatuts, ist die Zeit des Schweigens vorbei. Anfang Oktober 2021 gründeten Betroffene den Verein «Tesoro» und fordern eine historische Aufarbeitung, politische und gesellschaftliche Anerkennung für das an ihnen begangene Unrecht sowie eine finanzielle Entschädigung für das verursachte Leid. Im Dokumentarfilm von Jörg Huwyler und Beat Bieri reden Betroffene über ihre schmerzlichen Erfahrungen.

 

Die Premiere am 14. Februar findet in Anwesenheit der Regisseure Jörg Huwyler und Beat Bieri statt. Das Gespräch führt Rolando Ferrarese, Leiter Centro Socio Culturale Italiano San Gallo.

 

Reservieren:

Premiere am 14. Februar mit den Regisseuren Jörg Huwyler und Beat Bieri. Moderation: Rolando Ferrarese.
Trailer