Les Enfants des autres

Rachel führt als engagierte Lehrerin ein erfülltes Leben. Als sie bei einem Gitarrenkurs Ali kennenlernt, stürzt sie sich überglücklich in die neue Liebe und macht sich keine Gedanken, dass er Vater einer vierjährigen Tochter ist und sich mit seiner Ex-Frau Alice das Sorgerecht teilt. Es dauert nicht lange, bis sie für ihn und Alice immer mehr Betreuungsaufgaben übernimmt. Die kleine Leila wächst ihr ans Herz, doch immer wieder gibt es Momente, in denen sich Rachel schmerzlich bewusst wird, dass sie nicht ihre Mutter ist. So wächst in ihr der Wunsch nach einem eigenen Kind. Doch der von ihr konsultierte Frauenarzt drängt sie zur Eile, denn sie ist bereits 40. Regisseurin Rebecca Zlotowski, deren preisgekrönte Werke noch nie in der Schweiz zu sehen waren, befasst sich in ihrer fünften Regiearbeit elegant, nuanciert und unaufgeregt mit einem selten aufgegriffenen Thema: dem der kinderlosen Frau in einer Patchworkfamilie. Der aus dem Leben gegriffene, von der Kritik gefeierte Film erzählt vom Glück einer neuen Liebe, von der Zärtlichkeit zwischen Frauen, der Melancholie verpasster Gelegenheiten, von Begehren, Freude und Scheitern – im Verlauf eines Jahres, an dessen Anfang und Ende ein jüdisches Neujahrsfest steht. Mit der von Virginie Efira so sinnlich wie verletzlich gespielten Rachel hat die Regisseurin eine berührende, tiefgründige und sehr heutige Frauenfigur geschaffen. Zlotowski rückt die Wahrhaftigkeit weiblicher Erfahrung ins Zentrum ihres Films und thematisiert die Bindungen des Herzens, die so stark sein können wie die des Blutes, das nahende Ende der Fruchtbarkeit und den Status einer unverheirateten, kinderlosen und nicht mehr ganz jungen Frau. An Efiras Seite glänzen mit Roschdy Zem und Chiara Mastroianni zwei weitere Stars des französischen Kinos, zudem ist überraschend der legendäre, 93-jährige amerikanische Dokumentarfilmer Robert Wiseman als Rachels Arzt zu sehen. Wunderbar das Ende mit dem federnden, von Georges Moustaki interpretierten Bossa Nova «Les Eaux de Mars». Caroline Vié schreibt in 20 minutes: «Virginie Efira ist strahlender denn je in Rebecca Zlotowskis ‹Les Enfants des autres›, einem der schönsten Filme dieser Saison.»

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