Premierenfilm

Tori et Lokita

BE/FR 2022, 88 Min., DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Darst.: Pablo Schils, Joely Mbundu, Alban Ukaj, Tijmen Govaerts, Charlotte De Bruyne, Nadège Ouedraogo, Marc Zinga, Annette Closset, Thomas Doret u.a.

Drei Minuten dauert zu Beginn das Verhör von Lokita bei der belgischen Ausländerbehörde. Woher die junge Frau aus Benin denn wisse, dass der kleine Tori ihr Bruder sei, fragen die Beamten. Bisher hatte sie angegeben, dass ihre Eltern ihn im Babyalter weggegeben hätten und sie ihn erst Jahre später in einem Waisenhaus wiedergefunden habe. Bald wird klar: Lokitas Geschichte stimmt nicht, sie ist nach Europa emigriert, um ihrer Mutter Geld für den Schulbesuch ihrer fünf Geschwister zu schicken, und hat somit kein Anrecht auf Asyl. Im Gegensatz zu Tori, der in seiner Heimat als sogenanntes Hexenkind tatsächlich mit dem Tod rechnen müsste und deshalb als Flüchtling anerkannt wurde. Als ein DNA-Test endgültig Klarheit bringen soll, taucht Lokita unter und kümmert sich als Gegenleistung für einen gefälschten Pass um eine unterirdische Drogenplantage. Doch Tori findet einen Weg, wieder mit ihr zusammenzukommen … Der zwölfte Spielfilm der Gebrüder Dardenne hatte seine Weltpremiere am letztjährigen Filmfestival von Cannes, wo er verdientermassen den Spezialpreis der Jury gewann. Jonathan Romney schreibt auf Screendaily: «Den Gebrüdern Dardenne, bekannt für ihre akribische Art, ein authentisches Setting zu erschaffen, ist mit ‹Tori et Lokita› etwas gelungen, das wie ein faktenbasiertes und substanzielles Exposé über das wirkt, was Migranten zugemutet wird, wenn sie in einem sicheren Hafen in Europa angekommen sind. Und obwohl die Dardennes in dieser Hinsicht bereits 1996 in ihrem bahnbrechenden Film ‹La Promesse› Massstäbe gesetzt haben, sind einige ihrer jüngsten Filme ein wenig hinter der Brillanz ihrer besten Arbeiten zurückgeblieben. Umso erstaunlicher ist es, wie sie nun mit ‹Tori et Lokita› ihr Kino in bemerkenswerter Weise wiederbelebt haben. Bewegend, politisch engagiert und mit sicherem Blick für hart recherchierte Realität, ist dies ihr bester Film seit ‹Le Gamin au vélo› von 2011 – und wohl einer ihrer besten überhaupt. Er überzeugt mit seinem schnörkellosen Plot ebenso wie in den berührenden Auftritten des jungen, nicht-professionellen Protagonistenpaares, das aus dieser Geschichte afrikanischer Migrantengeschwister ein Erlebnis macht, das lange nachwirkt.»

 

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