Orient Express Filmtage

The Dance of Ali and Zîn (Govenda Ali û Dayka Zîn)

TK 2021, 79 Min., DCP, Kur/d, nicht eingestuft
Regie: Mehmet Ali Konar
Darst.: Suat Usta, Korkmaz Arslan, Maryam Boubani, Diman Zandi, Fatoş Yıldız, Cıvan Güney Tunç, Muhammed Feyzi Konar, Orhan Ekin Eker u.a.
Nachdem der Kurde Ali in Istanbul von türkischen Sicherheitskräften erschossen wurde, wird sein Leichnam seiner Familie übergeben, die in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bingöl lebt. Zwei Wochen nach der Beerdigung träumt seine Mutter Zîn davon, eine Hochzeitsfeier für ihren verstorbenen Sohn auszurichten. Diese seltsame Idee löst in der Familie, die noch immer unter dem Trauma und der Trauer über den Verlust leidet, eine Reihe widersprüchlicher Gefühle aus. Der älteste Sohn Isa, der seine Mutter in ihrem Schmerz beisteht und ihr jeden Wunsch erfüllen möchte, versucht verzweifelt, sie von diesem absurden Vorhaben abzubringen. Auch wenn weder die Familie noch die Dorfbewohner:innen das seltsame Ansinnen gutheissen, ist die alte Mutter fest entschlossen, dafür zu kämpfen. Eindrücklich und realistisch zeichnet der an verschiedenen Festivals preisgekrönte, von einem beindruckend intensiv agierenden Ensemble getragene Film das Bild eines Konflikts, der nicht nur die Familie, sondern auch die türkischen Behörden umtreibt. Axel Timo Purr schreibt auf artechock.de: «Konar lässt sich immer wieder Zeit, seine Charak­tere zu vertiefen, erzählt von Alltagsritualen wie Einkäufen in der Provinz­haupt­stadt, Auto­fahrten übers Land, gemein­samem Essen und dem Ernten von Honig, um fast nebenbei ein zu Anfang noch undurch­schau­bares Beziehungs- und Hierarchienetzwerk mehr und mehr zu entblät­tern und damit zu erklären. (…) Konar gelingt es, über eine im Kleinen und Privaten, auf der Mikroebene der Gesell­schaft erzählte Geschichte die tief­lie­genden Konflikte und Probleme des türkisch-kurdi­schen Konflikts zu präsen­tieren – so archaisch wie poetisch als auch eindrück­lich realis­tisch und nicht zuletzt zutiefst politisch. Und in eine Sprache bzw. ein Schweigen einge­bunden, das zum einen subtil-komplexes Kommu­ni­ka­ti­ons­mittel, zum anderen das letzte verblie­bene Mittel des Wider­stands ist. Da Konar diesen Konflikt nie ganz ins erzäh­le­ri­sche Zentrum stellt, gelingt es ihm, eine univer­selle, fast schon biblische Geschichte über verlorene Liebe, verlorene Fami­li­en­bande und eine verlorene Heimat zu erzählen.»

 

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