The Exam

Die in einer lieblosen Ehe gefangene Shilan lebt als junge Mutter in der irakisch-kurdischen Grossstadt Sulaimaniyya. Nun soll auch ihre jüngere Schwester Rojin mit einem ihr unbekannten Mann zwangsverheiratet werden, obwohl sie noch ihrem Verlobten nachtrauert, der plötzlich verschwand. Um sie vor diesem Schicksal zu bewahren, setzt Shilan alles daran, dass Rojin die Aufnahmeprüfung an die Universität besteht, denn durch ein Studium könnte sie einer arrangierten Ehe entgehen. Aber Studienplätze haben einen hohen Preis: Man muss die grassierende Korruption für sich zu nutzen wissen und betrügen – Fachwissen allein genügt nicht. So nimmt Shilan Kontakt zu einem zwielichtigen Bauunternehmer auf, der einen rentablen Handel mit Prüfungsresultaten betreibt. Gegen eine hohe Geldsumme soll Rojin während der Prüfungen mittels moderner Technologie unauffällig die richtigen Antworten erhalten. Shawkat Amin Korki (*1973) ist der international renommierteste kurdische Filmemacher, «The Exam» sein vierter Spielfilm und nach «Memories on Stone» (2014) sein zweiter, der für den Irak ins Oscarrennen geht. Mit zärtlicher Ironie blickt Korki auf seine Figuren, die sich vehement gegen verkrustete Geschlechterrollen wehren, zugleich aber auch darin gefangen sind. Durch Hell-Dunkel-Kontraste und die spürbare, aber nur indirekt vermittelte Präsenz des Kriegsgeschehens vor Ort – der Kampf gegen den IS war während der Dreharbeiten noch im Gange – wird die Geschichte zu einem spannenden Sozialdrama mit Thrillerelementen verdichtet, das die herrschenden Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und Gesellschaftsschichten über den Irak hinaus anprangert. Die beiden Protagonistinnen, überzeugend verkörpert von zwei Jungschauspielerinnen, setzen für ihr Recht auf Bildung und ein eigenständiges Leben viel aufs Spiel in diesem Männergefüge und machen «The Exam» zu einem starken Plädoyer für gleichberechtigte Bildung. Am Karlovy Vary Filmfestival erhielt der Film den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik. Jurymitglied Adéla Mrázová schreibt: «Der Film nähert sich dem Thema Frauenrechte umfassender, provokanter und lockerer als viele andere Werke.»

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