Art Is Life – Joanna Hogg

Archipelago

UK 2010, 114 Min., DCP, E/d, ab 16 Jahren
Regie: Joanna Hogg
Darst.: Tom Hiddleston, Kate Fahy, Lydia Leonard, Amy Lloyd, Mike Pender, Christopher Baker, Andrew Lawson, Leigh Baker, Allanah Sheppard, Alan Hewitt, Will Ash u.a.

In ihrer Kindheit haben Edward und Cynthia ihre alljährlichen Ferien mit den Eltern auf den Scilly Islands im äussersten Südwesten von England verbracht. Nun sind beide erwachsen. Da Edward kurz vor der Abreise zu einem freiwilligen Arbeitsjahr in Afrika steht, verbringt die Familie noch einmal einige Tage in einem Ferienhaus auf der Insel Tresco, das mit vielen Erinnerungen verbunden ist. Der Vater will später dazukommen, teilt seiner Frau Patricia aber täglich am Telefon mit, dass sich seine Anreise weiter verzögert, was die Stimmung unter den drei übrigen Familienmitgliedern nicht verbessert. Cynthia missbilligt die Freiheit, die sich ihr Bruder mit dem Auslandsjahr herausnimmt. Edward ist düpiert, weil er seine Freundin nicht zu den Abschiedsferien mitbringen durfte. Dafür sind zwei Fremde mit von der Partie: die junge Köchin Rose, die für das leibliche Wohl der Familie sorgt, und der Maler Christopher, der Patricia und Cynthia Unterricht erteilt. Bei sommerlichen Ausflügen brechen zunehmend unterdrückte Familienkonflikte auf. «Archipelago» beginnt mit dem Blick auf ein Gemälde. Ulrich Sonnenschein konstatiert auf epd Film, dass der Film ebenfalls wie ein Gemälde entstehe: «Ein Strich hier, ein paar Tupfer da, die Konzentration auf die eine Farbe, der Verzicht auf eine andere zugunsten eines einzigartigen Zusammenspiels. Joanna Hogg malt ihre Geschichte.» Die zeitlich und örtlich begrenzte Situation in einem Ferienhaus ist Grundlage für eine ebenso gnadenlose wie empathische Studie über eine grossbürgerliche Familie, die unfähig ist, über ihre Gefühle zu sprechen. Es passiert nicht viel, doch in sorgfältig komponierten, fixen Kameraeinstellungen werden wir Zeug:innen, wie alltägliche Situationen emotional gefrieren. «Ein äusserst intelligenter Film», lobt Peter Bradshaw in The Guardian, «kühn, anspruchsvoll und in seiner Technik und Komposition hervorragend kontrolliert». Joanna Hogg verzichtet auf Musik und setzt auf ein ausgefeiltes Sounddesign, worin Naturgeräusche, insbesondere Vogelgezwitscher, den Kontrapunkt zur Sprachlosigkeit der Familie bilden. Nur im Abspann erklingt ein melancholisches Lied der britischen Musikerin Viv Albertine – der Hauptdarstellerin in Joanna Hoggs nächstem Film «Exhibition».

 

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