Premierenfilm

Ghosts

TR/FR/QA 2020, 90 Min., Türk./d, ab 16 Jahren
Regie: Azra Deniz Okyay
Darst.: Dilayda Güneş, Beril Kayar, Nalan Kuruçim, Emrah Özdemir, Ahmet Turan, Baran Çakmak, Ihsam Ozgen, Selin Menek, Ekin Aribas, Asude Seyma Öztürk u.a.

Die junge Didem träumt von einer Karriere als Tänzerin. Sie hat gerade ihren Job in einem Hotel verloren, als ein Stromausfall das Istanbuler Stadtviertel, in dem sie lebt, weitgehend lahmlegt. In dieser Situation trifft sie ihre Nachbarin Iffet, die ihr erzählt, dass sie Geld braucht, weil ihr unschuldig im Gefängnis einsitzender Sohn von Mitinsassen erpresst und mit dem Tod bedroht wird. In ihrer Verzweiflung nimmt Iffet ein Angebot des Drogendealers Rasid an, der nebenbei auch als Handlanger für die Immobilienmafia arbeitet und als Schlepper Geschäfte mit den im Quartier lebenden syrischen Flüchtlingen macht. Iffet soll für ihn eine Drogenlieferung in Empfang nehmen. Didem lässt sich von ihr überreden, ihr zu helfen. Während sich die beiden Frauen auf ihre riskante Aufgabe vorbereiten, lernen sie Ela kennen, eine feministische Künstlerin, die mit gewagten Strassenaktionen die Staatsgewalt herausfordert. Das mehrfach preisgekrönte Spielfilmdebüt der türkischen Regisseurin Azra Deniz Okyay ist ein fast dokumentarisch anmutendes, episodenhaftes Drama, in dessen Zentrum die Dunkelheit als Metapher steht – eine Dunkelheit, in der das Land durch Erdogans Politik versinkt. In nur 17 Tagen mehrheitlich in Gülensu gedreht – einem Istanbuler Viertel, das wegen häufiger Polizeirazzien generell als «gefährlich» gilt – erzählt «Ghosts» atmosphärisch dicht von Gentrifizierung und einer verlorenen Generation. Eindrücklich zeigt der Film, dass Erdogans «neue Türkei» ein marodes und brüchiges Gebilde ist, über das auch die wiederholt ins Bild gerückten neuen Bürotürme nicht hinwegtäuschen können. Rouven Linnarz schreibt auf film-rezensionen.de: «Das wahre Leben spielt sich nicht an der Oberfläche ab, sondern hinter den Mauern der Stadt. Die Flüchtlinge, die – immer auf der Hut vor der Polizei – eine Schattenexistenz führen müssen, die Jugendlichen, die hinter verschlossenen Türen feiern und tanzen, oder der Schlepper, der aufgrund seines Rufes schon gebrandmarkt ist: Dies sind die im Titel angesprochenen Geister, die die Probleme einer zutiefst verstörten Gesellschaft sichtbar machen, in der Repression und Aggression an der Tagesordnung sind.»

 

Die Premiere am 21. Oktober findet in Anwesenheit der Regisseurin Azra Deniz Okyay statt. Das Gespräch führt die Regisseurin Jela Hasler. Weitere Vorstellungen folgen im November.

 

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Premiere am 21. Oktober in Anwesenheit der Regisseurin Azra Deniz Okyay.
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