Premierenfilm

Garçon Chiffon

FR 2020, 108 min, DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Nicolas Maury
Darst.: Nicolas Maury, Nathalie Baye, Arnaud Valois, Théo Christine, Laure Calamy, Jean-Marc Barr, Florence Giorgetti, Laurent Capelluto, Dominique Reymond u.a.

Es läuft nicht gut für Jérémie, Schauspieler, Mitte dreissig. Die Rollenangebote bleiben aus und auch in seiner Beziehung mit dem attraktiven Tierarzt Albert steht es nicht zum Besten. Denn Jérémie ist krankhaft eifersüchtig. Da helfen ihm auch die gelegentlichen Treffen in einer anonymen Selbsthilfegruppe nicht weiter. Als Albert ihn eines Tages wegen seiner Kontrollsucht vor die Tür setzt und ihm auch noch eine lang versprochene Rolle entzogen wird, sieht er nur einen Ausweg aus seiner Pariser Depression: Er fährt zu seiner Mutter aufs Land, ins Limousin, um sich in der heimischen Nestwärme die Wunden zu lecken und auf ein nächstes Vorsprechen vorzubereiten. Doch auch hier wird er seinen nagenden Dämon nicht ganz los. Denn seine Mutter hat inzwischen eine Art Ersatzsohn gefunden. Und der ist so ganz anders als Jérémie: technisch begabt, lebenslustig, zupackend – und hetero … Er ist kein einfacher Zeitgenosse, dieser vor Selbstmitleid zerfliessende Pierrot, dem seine Mutter schon in Kindheitstagen den liebevollen Spitznamen «Chiffon» (zart/zerbrechlich) verpasst hat. Ein um sich selbst kreisender, von Zweifeln zerfressener Melancholiker, den das Leben bei jedem Atemzug zu schmerzen scheint und ihm auch noch ständig übel mitspielt. Doch hinter der exzentrischen Fassade dieses sanften Träumers, der so verzweifelt geliebt werden will, kommt eine Sensibilität und zärtliche Poesie zum Vorschein, der man sich bald nicht mehr entziehen kann. Der französische Schauspieler Nicolas Maury, der sich die Rolle für sein Regiedebüt auf den Leib geschrieben zu haben scheint, interpretiert Jérémie in einer wunderbaren Mischung aus modernem Buster Keaton und frühem Woody Allen in einem Universum, das von Xavier Dolan und Pedro Almodóvar erschaffen sein könnte. Marilou Duponchel schreibt in Les Inrockuptibles: «Verrückt, ohne Zweifel ein bisschen paranoid und unwiderstehlich romantisch. ‹Garçon chiffon› ist ein Film des kontrollierten Exzesses, nicht überdreht, vielmehr weich und flauschig, aber bereits ein Film-Summenstück, das die Obsessionen eines Autor-Schauspielers besiegelt und seine Schauspielkunst auf einen Höhepunkt bringt.»

 

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