Premierenfilm

Amazonen einer Grossstadt

CH/DE 2020, 65 min, DCP, D, ab 12 Jahren
Regie: Thaïs Odermatt
Mitw.: That Fucking Sara, Maryna Ivashko, Zilan, Irmela Mensah-Schramm u.a.

Als Kind hat sie davon geträumt, eine Amazone zu sein. Sie sah sich auf einem Pferd durch die Prärie galoppieren und gegen Ungerechtigkeit kämpfen. Sie wollte Heldin werden, Widerstandskämpferin, Tigerdompteuse, Messerwerferin, Boxerin oder auch Punksängerin. Wohlbehütet aufgewachsen in der Innerschweiz kamen Regisseurin Thaïs Odermatt ihre rebellischen Vorbilder allerdings abhanden. Erst als sie ein Kunststipendium nach Berlin führt, hört sie im Grossstadtdschungel den Ruf aus ihrer Kindheit wieder und macht sich auf die Suche nach modernen Amazonen. Es muss sie doch geben in diesem multikulturellen Schmelztiegel, jenseits dieser auch hier stereotyp auf allen Plakaten verführerisch lächelnden, rosa beturnschuhten, im Bikini sich räkelnden hübschen Frauen. Sie findet sie in der aus der Ukraine stammenden Mixed-Martial-Arts-Sportlerin Maryna, die sagt, das Kämpfen liege ihr im Blut, in der kurdischen Ex-Guerillera Zilan, die aus dem Krieg nach Berlin floh und studierte, heute einen Sohn hat und sich weiterhin für ihre Ideale engagiert, und in der erfolgreichen DJ That Fucking Sara, einem ehemaligen Findelkind aus Bangladesh, das in der Musik seine Erfüllung gefunden hat. Odermatt zeigt ihre drei Protagonistinnen in Aktion und im Gespräch und schneidet mit teils kuriosem Archivmaterial, eigenen Familienvideos und einem Dokumentarfilm von 2007, in dem Zilan als blutjunge Soldatin zu sehen ist, einen höchst unterhaltsamen, verspielt-optimistischen Film über selbstbewusste, unheimlich offene Frauen, die kompromisslos ihren Weg gehen. Irene Genhart schreibt auf cineman.ch: «Mit seinem persönlichen Ansatz und seiner Thematik, die letztlich nach dem Bild und der Stellung der kämpferischen Frau in der Gesellschaft fragt, schreibt sich Odermatts Film souverän ein in die Tradition eines feministischen europäischen Filmschaffens, wie man es von Ulrike Ottinger, Helma Sanders-Brahms oder Chantal Akerman kennt. Ein kurzweiliger, seine ernsthafte Fragestellung in verspielter Umsetzung und humorvollem Tonfall geschickt kontrapunktierender Frauenfilm.»

 

Als Vorfilm ist der 5-minütige Animationsfilm «Intimity» der jungen Schweizer Regisseurin Élodie Dermange zu sehen.

 

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