The Roaring Twenties

Easy Virtue

UK/CA 2008, 97 min, DCP, E/d, ab 16 Jahren
Regie: Stephan Elliott
Darst.: Jessica Biel, Ben Barnes, Kristin Scott Thomas, Colin Firth, Kimberley Nixon, Katherine Parkinson, Kris Marshall, Christian Brassington, Charlotte Riley u.a.

«Er hat tatsächlich dieses Flittchen geheiratet!», ruft Mrs. Whittacker aus. Dass die distinguierte Lady einen solchen Kraftausdruck in den Mund nimmt, kommt einem emotionalen Erdbeben gleich. Nein, die Gutsherrin ist «not amused» über die Blitzhochzeit ihres Sohnes John, der an der Côte d’Azur der schönen Larita verfallen ist – hatte sie doch auf eine standesgemässe und vor allem lukrative Verbindung für ihren Stammhalter gezählt. Larita ist eine Frau ihrer Zeit, der wilden 20er-Jahre, und hat soeben als Rennfahrerin den Grand Prix von Monaco gewonnen. Platinblond, intelligent, abenteuerlustig, Witwe und noch dazu Amerikanerin verkörpert sie alles, was eine Schwiegermutter aus dem englischen Landadel verabscheut. Die Begrüssung auf dem altehrwürdigen Familiensitz fällt entsprechend frostig aus. Von der ersten Minute an herrscht ein – zunächst einseitig geführter – Krieg zwischen der alten und der neuen Mrs. Whittacker. Mit allen Mitteln versucht die Hausherrin, die Beziehung der Jungvermählten zu torpedieren. Während ihr Sohn im Liebestaumel schwelgt und die beiden biederen Töchter erst fasziniert, dann angewidert auf das Eindringen amerikanischer Moderne und kontinentaler Libertinage in ihren Haushalt reagieren, beobachtet Vater Whittacker, der sich als zynischer Kriegsveteran längst ins Exil seiner Werkstatt zurückgezogen hat, amüsiert den nahenden Kollaps der Familienstrukturen. «Easy Virtue» basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück, das der britische Schriftsteller, Schauspieler und Komponist Noël Coward 1924 mit erst 25 Jahren geschrieben hat. Kein Geringerer als der junge Alfred Hitchcock hat es 1927 schon einmal fürs Kino adaptiert – als melodramatischen Stummfilm. Stephan Elliott macht daraus eine vor Wortwitz sprühende Gesellschaftssatire, in der Tradition und Moderne aufeinanderprallen. Walter Gasperi schreibt auf kultur-online.net: «Viel Schwung schafft der Australier mit einem swingenden Soundtrack mit Titeln von Cole Porter bis Coward selbst, rasanten Dialogen, schnellem Schnitt und einer sichtlich bestens aufgelegten Besetzung. (…) Bissig und voll Esprit wird mit Vorurteilen gespielt, für Freiheit und Lebenslust plädiert. ‹Let’s Misbehave› von Cole Porter ist da ein zentraler Song: Daneben benehmen soll man sich und die Konventionen über Bord werfen.»

 

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