Zur Raubkunstdebatte

Der Geist ruft aus der Ferne

CH 2015, 62 min, DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Rainer Hoffmann, Erika Harzer

Das 19. Jahrhundert mit seiner Kolonialpolitik prägt auch die Schweiz. Entdecker, Naturforscher und Geschäftsleute erobern neue Welten in Übersee und bringen neben Kakao, Baumwolle und exotischen Pflanzen auch alte Kulturschätze nach Europa. Als der bekannte Schweizer Naturforscher, Linguist und Diplomat Johann Jakob von Tschudi von seiner letzten Reise nach Südamerika zurückkehrt, hat er eine kleine Steinfigur aus dem bolivianischen Tiahuanaco im Gepäck. Den ursprünglichen Besitzern hat er sie mit List und Alkohol entwendet, wie er in seinen Aufzeichnungen notiert. Seit 1929 befindet sich die nur 16 Zentimeter grosse Figur aus dunkelgrünem Stein im Historischen Museum Bern. 2012 wird sie dort von der bolivianischen Botschafterin Elizabeth Salguero entdeckt, die in der Figur den Illa de Ekeko erkennt. Die Nachricht ist eine Sensation, denn der Ekeko zählt als Gott des Glücks, der Fruchtbarkeit und des Wohlstands zu den wichtigsten Gottheiten der Andenbevölkerung, und die Figur galt seit über 150 Jahren als verschollen. Damit beginnt ein Ringen um die Restitution des Ekeko, denn für den bolivianischen Präsidenten Evo Morales wird es zur Chefsache, die heilige Statue zurückzuholen. Die Museumsleitung in Bern hingegen repräsentiert die traditionelle westliche Position und befürchtet einen Präzedenzfall im Umgang mit geraubten Kulturgütern. Der Film begleitet diesen zähen, von vielfältigen Interessen beeinflussten Prozess, stellt Fragen nach dem Umgang mit dem kolonialen Erbe Europas und erzählt von den politischen, historischen und religiösen Hintergründen dieses aussergewöhnlichen Falls. Entstanden ist eine spannende Dokumentation unter Mitwirkung der bolivianischen Botschafterin, des Direktors des Historischen Museums Bern und des ehemaligen UNO-Sonderberichterstatters Jean Ziegler.

 

Nach der Vorstellung vom 13. Februar Diskussion mit Regisseur Rainer Hoffmann, Hans Fässler, Historiker und postkolonialer Aktivist sowie Achim Schäfer, Vizedirektor Historisches und Völkerkundemuseum St.Gallen und Restitutionsexperte. 

 

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