Premierenfilm

J’accuse

FR/IT 2019, 132 min, DCP, F/d, ab 14 Jahren
Regie: Roman Polanski
Darst.: Jean Dujardin, Louis Garrel, Emmanuelle Seigner, Olivier Gourmet, Mathieu Amalric, Melvil Poupaud, Vincent Perez, Denis Podalydès, Vincent Grass u.a.

Ein junger französischer Oberst, der Jude Alfred Dreyfus, wird 1895 wegen angeblicher Spionage für Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein Zeuge seiner öffentlichen Verurteilung und Demütigung ist Georges Picquart, der zuvor zum Leiter des Geheimdienstes befördert wurde – der Behörde, die Dreyfus überführt hat. Als Picquart feststellt, dass weiterhin Geheimnisse an die Deutschen verraten werden, entdeckt er ein von Antisemitismus durchzogenes, korruptes System. Er stellt sich gegen Befehle und sagt als Zeuge zugunsten von Dreyfus aus. Basierend auf dem 1898 mit «J’accuse» betitelten offenen Brief von Émile Zola in der Zeitung L’Aurore, schrieb der Brite Robert Harris 2013 den Roman «An Officer and a Spy», der nun dem 86-jährigen Roman Polanski als Vorlage für seinen Film diente. Mit Louis Garrel, Jean Dujardin, Mathieu Amalric und Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner ist er mit einigen Superstars des französischen Kinos besetzt. Andreas Borcholte schreibt im Spiegel: «Mit seinem beeindruckend präzise inszenierten, packenden Historiendrama kommentiert Polanski das drohende Kippen des gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Diskurses in überkommen geglaubte Faschismusmuster. (…) Die Botschaft ist peinvoll: Gerade jetzt, da überall in Europa verstärkt Juden und Migranten diskriminiert und verfolgt werden, wirkt die Erinnerung an diesen Fall von staatlich sanktioniertem Antisemitismus wie ein Mahnruf aus der Geschichte. Polanski, selbst Holocaust-Überlebender, erzählt hier keine Opfergeschichte. Sein Fokus liegt ganz auf Picquart, dem einen Mann in einem verdorbenen System, der es für seine Pflicht hält, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Eine Dreyfus-Affäre könne jederzeit wieder passieren, sagte Polanski in einem Interview. Das klingt, als vermenge er hier den Umgang mit seiner Person mit den Mechanismen, die er selbst im Film so grandios seziert. Sortiert man klarer, muss man, statt komplexe Sachverhalte miteinander in Zusammenhang zu bringen, einfach aushalten: Polanski ist einer, der einerseits seine Macht missbraucht hat. Er ist aber andererseits auch ein begnadeter Regisseur, der einen grossen Film gedreht hat.»

 

Weitere Vorstellungen im März.

 

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