Premierenfilm

Il traditore

IT/FR/DE/BR 2019, 145 min, DCP, I/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Marco Bellocchio,
Darst.: Pierfrancesco Favino, Maria Fernanda Cândido, Nicola Calì, Luigi Lo Cascio, Fabrizio Ferracane, Fausto Russo Alesi, Giovanni Calcagno, Bruno Cariello u.a.

Tommaso Buscetta (1928–2000) war einer der einflussreichsten Bosse der sizilianischen Cosa Nostra. Diese hatte sich seit den 1960er-Jahren einen blutigen Krieg mit verfeindeten Clans geliefert, in dem es um ihre Einflussbereiche ging. 1980 findet in Palermo ein grosses Versöhnungsfest in der Villa eines Freundes von Buscetta statt; die traditionellen palermitanischen Clans wollen sich mit den aufsteigenden Corleonesi einigen. Buscetta, mit massiver Körperlichkeit vom relativ unbekannten Pierfrancesco Favino gespielt, steht an diesem Fest in der Eröffnungsszene von «Il traditore» mit finsterer Miene herum; sie verrät, wie sehr ihn diese Farce anekelt. Wenig später setzt er sich nach Brasilien ab, dem Heimatland seiner Frau, wo er ein geruhsameres Dasein pflegen will. Doch schon bald kommt ihm die brasilianische Polizei auf die Schliche, verhaftet und foltert ihn und liefert ihn nach Italien aus. Inzwischen hat Buscetta erfahren, dass Angehörige des Clans der Corleonesi, mittlerweile unter dem Kommando von Totò Riina, nicht nur die Macht an sich gerissen, sondern auch seine Söhne umgebracht haben. Und nicht nur das: Entgegen dem traditionellen Ehrenkodex der Cosa Nostra schrecken Riinas Killer auch nicht vor Morden an Frauen und Kindern von Clanangehörigen zurück. So entschliesst sich Buscetta im Gefängnis, mit dem Untersuchungsrichter Giovanni Falcone zusammenzuarbeiten. Bei den in den folgenden Jahren anlaufenden Monsterprozessen gegen die gesamte Cosa Nostra wird er zum Kronzeugen der Anklage, für seine ehemaligen Kumpane ist er ein «traditore», ein Verräter. Nach seinen letzten beiden Filmen, dem verrätselt-spröden Kostümdrama «Sangue del mio sangue» (2015) und der tragischen Familiensaga «Fai bei sogni» (im Juni 2017 im Kinok), zeigt Marco Bellocchio, der im vergangenen November 80 wurde, dass er auch dem Genre des Mafiafilms seinen eigenen Stempel aufdrücken kann. Neben einem Mafiaepos ist «Il traditore» auch Gerichtsfilm, Biopic und hochspannendes Politdrama über Italiens jüngere Vergangenheit. Jay Weissberg schrieb in Variety: «Ein Film, der allein schon dadurch, wie er die Natur der Reue in Frage stellt, die Handschrift eines Meisterregisseurs trägt.»

 

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