Prova d'orchestra
Regie: Federico Fellini
Darst.: Balduin Baas, Clara Colosimo, Elizabeth Labi, Ronaldo Bonacchi, Ferdinando Villella, Franco Javarone, David Maunsell, Francesco Aluigi, Andy Miller u.a.
Ein klassisches Orchester probt in einer düsteren, staubigen Kapelle, als ein Fernsehteam zu den Musikern stösst, um einen Dokumentarfilm über sie zu drehen. Der Dirigent betritt den Saal, die Probe beginnt. Zu Beginn ist alles ruhig, doch bald rebellieren die Musiker gegen die Anweisungen des Dirigenten, der schliesslich den Saal verlässt und durch ein riesiges Metronom ersetzt wird. Um das Durcheinander perfekt zu machen, stellt jeder der Orchestermitglieder die eigene Bedeutung für das Ensemble in den Mittelpunkt und verdeutlicht damit unfreiwillig die Abhängigkeitsstrukturen, die unter den Musikern bestehen. Im Probesaal bricht eine Revolte aus: Die Wände werden mit Protestparolen vollgeschmiert, das Gebäude beginnt in seinen Grundfesten zu zittern und droht einzustürzen. Die Abrissbirne besiegelt apokalyptisch das Ende der Probe. Man kann Fellinis Film als Parabel auf den Gegensatz zwischen Individualität und Kollektiv sehen und das Orchester als Spiegelbild der Gesellschaft, aber auch als Hinweis auf die Situation in Italien am Ende der 1970er-Jahre: eine von Terrorismus, häufig wechselnden und meist handlungsunfähigen Regierungen sowie von mafiösen und korrupten Strukturen bedrohte Demokratie. «Prova d’orchestra» ist der letzte Film, für den Nino Rota die Musik schrieb. Der grosse Komponist, seit 1952 für alle Filme Federico Fellinis – und vieler anderer – musikalisch verantwortlich, starb wenige Monate nach der Fertigstellung dieses Werks. Die Frankfurter Rundschau schreibt: «Natürlich ist die Orchesterprobe eine Satire auf das Italien der Gegenwart. (…) Man hat vielleicht einen dermassen virtuos verdichteten Brennspiegel des ganz normalen Wahnsinns ganz normaler Staatsbürger nie zuvor gesehen. Aber trotz allem ist dieser Film keine nur bebilderte Sozialkritik. Es gibt die Haltung des sich distanzierenden Urteils nicht – das besagte Glück der Musik durchkreuzt allen Sachverstand.»