Bruno Ganz – Meister der Innerlichkeit

Der amerikanische Freund

BRD/FR 1977, 128 Min., DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Wim Wenders
Darst.: Bruno Ganz, Dennis Hopper, Lisa Kreuzer, Gérard Blain, Nicholas Ray, Samuel Fuller, Peter Lilienthal, Daniel Schmid, Jean Eustache, Lou Castel u.a.

Der talentierte Tom Ripley hat sich über die Jahre einen gewissen Wohlstand ergaunert und lebt mittlerweile als Kunsthändler in Hamburg. Über das Auktionshaus Gantner vertreibt er die Bilder des vermeintlich verstorbenen amerikanischen Malers Derwatt   und treibt die Preise trickreich in die Höhe. Tatsächlich ist Derwatt aber gar nicht tot, sondern lebt inkognito in New York und malt munter weiter. Das Geschäft lohnt sich für beide. Bei einer solchen Auktion lernt Ripley den Bildrestaurator und Rahmenmacher Jonathan Zimmermann kennen, der ob Ripleys ominöser Machenschaften längst Verdacht geschöpft hat und ihm zugeknöpft begegnet. Zimmermann lebt mit Frau und Kind in bescheidenen Verhältnissen und ist unheilbar an Leukämie erkrankt. Als er – nicht ahnend, dass Ripley dahintersteckt – von einem mysteriösen Franzosen das schamlose Angebot erhält, für viel Geld in Paris einen Mann zu ermorden, willigt er ein. Denn seine Tage sind gezählt, er will seine Familie versorgt wissen und bei dem Opfer handelt es sich offenbar um einen Mafioso. Keine Frage der Moral also. Wim Wenders war von Patricia Highsmiths Romanen fasziniert: «Hier entstehen Geschichten aus Ängsten und kleinen Feigheiten und den ganz winzigen Fehlleistungen, die jeder kennt, so gut, dass man sie an sich selbst kaum noch bemerkt. (…) Aus einer kleinen und harmlosen Lüge, aus einem angenehmen Selbstbetrug entsteht allmählich eine böse Geschichte, ein Sog, dem man sich nicht entziehen kann, weil man ihn so gut versteht.» Lange hatte er sich vergebens bemüht, die Filmrechte zu einem ihrer Werke zu ergattern. Da bot ihm Highsmith persönlich 1974 das noch nicht abgeschlossene Manuskript zu ihrem dritten Ripley-Krimi Ripley’s Game an. Wenders griff sofort zu und verschaffte sich mit seinem stilbildenden Thriller-Drama «Der amerikanische Freund» seine filmische Eintrittskarte in die USA, auch Bruno Ganz gelang in der Rolle des Jonathan Zimmermann der internationale Durchbruch. Als Ripley wollte Wenders ursprünglich John Cassavetes gewinnen. Dieser lehnte ab, machte ihn aber mit Dennis Hopper bekannt, der seit «Easy Rider» als exzentrisches Enfant terrible berüchtigt war – für Wenders der perfekte Mr. Ripley.

 

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